Im März 2020 hat die Europäische Kommission den neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft als einen wichtigen Meilenstein im Rahmen des europäischen Green Deals vorgestellt. Mit dieser Initiative will Europa ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum unterstützen. Dieser Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft bietet eine Fülle von Möglichkeiten für Gründer, Unternehmen und Investoren. Der folgende Artikel wirft einen genaueren Blick auf die Maßnahmen der Europäischen Union (EU) in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft, die Lebenszyklen von Produkten, den nachhaltigen Konsum und die damit verbundenen Herausforderungen.
Was bedeutet der Begriff Kreislaufwirtschaft?
Eine Kreislaufwirtschaft zielt auf ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum ohne Verschwendung von Ressourcen. Sie schafft wirtschaftliches, soziales und natürliches Kapital bei gleichzeitiger Begrenzung von Abfall und Verschmutzung. Dies geschieht durch die Wiederverwendung von Produkten und Materialien auf die effizienteste Weise, um natürliche Systeme zu regenerieren. Die Nutzung von nachhaltiger Energie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Eine Kreislaufwirtschaft stützt sich nicht nur auf die Beteiligung von großen Unternehmen, sondern ebenso auf kleine und mittelständige Firmen sowie auf die Beteiligung einzelner Verbraucher und politische Anreize des öffentlichen Sektors. Eine Kreislaufwirtschaft zielt auf langfristige Ergebnisse ab und erhöht gleichzeitig die Beschäftigungsmöglichkeiten, das Wirtschaftswachstum und eine stärker diversifizierte Wirtschaft. Zum Beispiel sagen Experten voraus, dass in Afrika ein Anstieg der Arbeitsplätze um 2,2 bis 2,7 % möglich ist, wenn grüne Energie gefördert wird. Besonders Transparenz und Rückverfolgbarkeit über Materialien und Lieferketten sind wichtig, um eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft zu sichern.
Laut der Europäischen Kommission haben die folgenden Segmente das größte Potenzial für nachhaltige Veränderungen, da sie die meisten Ressourcen verbrauchen: Elektronik einschließlich Batterien, Fahrzeuge, Verpackungen, Textilien, Bauwesen, Lebensmittel und Wasser.
Auch wenn es grüne, nachhaltige Alternativen gibt, steigt die Nachfrage nach Rohstoffen und Ressourcen weiter an. Daher müssen politische und finanzielle Anreize geschaffen werden, um alle Beteiligten zu motivieren, Änderungen in ihren Unternehmen und ihrem privaten Konsumverhalten vorzunehmen.
EU-Initiativen für eine Kreislaufwirtschaft
Insgesamt hat die EU 35 Maßnahmen vorgeschlagen, die sich auf das Ziel einer Kreislaufwirtschaft beziehen. Eine Maßnahme wurde bereits im Jahr 2020 eingeführt. Dabei handelt es sich um einen Vorschlag zu einem neuen regulatorischen Rahmen für Batterien.
Für 2021 plant die EU weitere Legislativvorschläge in den Bereichen nachhaltige Produktpolitik, Förderung des nachhaltigen Konsums sowie verbindliche Kriterien und Ziele für eine umweltfreundliche öffentliche Beschaffung. Darüber hinaus sollen Anreize für Kunden und Unternehmen zur Rückgabe von Altgeräten geschaffen, Wege zur Abfallminimierung und Optimierung des Abfalltransports gefunden sowie Regeln zur Vermeidung von Überverpackungen und Mikroplastik eingeführt werden. Zusätzlich will die EU eine Agenda zur Ausbildungsförderung und einen entsprechenden Sozialfond vorschlagen, um Arbeitnehmer und Arbeitgeber beim Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Alle Maßnahmen für eine Kreislaufwirtschaft sind eng miteinander verknüpft und in die Aktivitäten zum Klimaschutz eingebunden. Für 2023 hat die EU geplant, einen Rechtsrahmen für die Zertifizierung des Kohlenstoffabbaus zu entwickeln.
Der Kreislaufwirtschafts-Aktionsplan der EU setzt darüber hinaus auf globale Zusammenarbeit. Im Jahr 2020 wurde ein Dialog gestartet, um einen globalen Konsens zu Kunststoffen zu erreichen, und bis 2021 soll eine globale Kreislaufwirtschaftsallianz gegründet werden. Die EU bemüht sich auch um ein globales Abkommen über natürliche Ressourcen. Außerdem sollen regionale und nationale Handelsabkommen auf die Ziele der Kreislaufwirtschaft abgestimmt werden.
Schließlich ist neben den regulatorischen und politischen Rahmenbedingungen insbesondere die Überwachung aller Entwicklungen ein wichtiger Aspekt für die EU. Dies bedeutet die Überwachung des Konsumverhaltens, des Ressourcenverbrauchs, der Materialien sowie der globalen Lieferketten.
Herausforderungen einer Kreislaufwirtschaft
Da die EU gesetzliche Standards für die oben genannten Produkte und Industrien definiert, sollte sie ihre Politik anpassen, damit alle Unternehmen Regularien befolgen, die eine Kreislaufwirtschaft fördern. Dennoch behaupten Experten, dass es für KMUs, insbesondere in Entwicklungsländern, schwierig ist, diese neuen Vorschriften einzuhalten, da das Risiko und die Investitionen, die notwendig sind, um die Anforderungen zu erfüllen, hoch sind. Daher schafft die EU Maßnahmen, um diese Unternehmen bei der Einhaltung der neuen Vorschriften zu unterstützen. Darüber hinaus wird derzeit ein Anreizsystem entwickelt, mit dem Unternehmen ausgezeichnet werden, die bei der Kreislaufwirtschaft führend sind.
Eine weitere Herausforderung sind nicht nur die regulatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen, zum Beispiel in Bezug auf Steuern, sondern auch die internationale Zusammenarbeit. Eine Kreislaufwirtschaft ist nur möglich, wenn alle Länder gemeinsam an einem nachhaltigen Ansatz für die Herstellung und den Transport von Produkten arbeiten. Die soziale und wirtschaftliche Kluft zwischen und innerhalb verschiedener Länder auf der ganzen Welt macht es jedoch schwierig, alle notwendigen Veränderungen für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft umzusetzen.
Notwendige Maßnahmen für eine Kreislaufwirtschaft
Die folgenden Schritte sind entscheidend, um einen Übergang von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft zu gewährleisten:
- Lokale politische Entscheidungsträger müssen kohärente politische Änderungen vornehmen, die eine Kreislaufwirtschaft unterstützen. Bei diesem Schritt geht es darum, das Bewusstsein der Politik zu schärfen und Wissen zu vermitteln. Dadurch sollen die Entscheidungsträger davon überzeugt werden, dass mehr Richtlinien notwendig sind, um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Diese politischen Rahmenbedingungen müssen für alle Branchen kohärent sein, vom Finanzwesen über die Besteuerung bis hin zur Produktion. Politische Entscheidungsträger sind außerdem dafür verantwortlich, sicherzustellen, dass der grüne Übergang fair und gerecht für alle Arbeiter innerhalb der Lieferketten ist. Deshalb könnte in einigen Sektoren in dieser Hinsicht eine Anpassungen der Arbeitsgesetze notwendig sein. Insgesamt ist es wichtig, Handelsbarrieren für zirkuläre Wertschöpfungsketten abzubauen und Nachhaltigkeit in Handelsabkommen zu verankern.
- Zusätzlich sind steuerliche Anreize und die Änderung von IP-Gesetzen, die nachhaltige Innovationen belohnen, notwendig. Dies verbessert das politische und geschäftliche Umfeld durch die Förderung nachhaltiger Märkte.
- Als nächstes sollten Regierungen eng mit Banken zusammenarbeiten, um nachhaltige Maßnahmen zu finanzieren. Es ist entscheidend, Finanzmittel und Zugang zu Investitionen zu mobilisieren, um nachhaltige Projekte auszuweiten. Um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen, müssen der öffentliche und der private Sektor eng zusammenarbeiten. Besonders kleine Unternehmen müssen unterstützt werden, da sie eine wichtige Rolle in den globalen Lieferketten spielen. Insgesamt sind 7 von 10 Arbeitsplätzen auf der ganzen Welt in KMUs angesiedelt. Für sie bringt ein Übergang zu nachhaltigem Wirtschaften langfristig mehr Effizienz und eine Reduzierung der Kosten. Dies geschieht durch Maßnahmen wie neues Produktdesign, intelligente Verpackungen und nachhaltige Logistik. In den Branchen Zement, Aluminium, Lebensmittel und Transport sind laut Wirtschaftsexperten Effizienzgewinne von 70 % in der Zukunft möglich.
- Zu guter Letzt, sind relevante Qualifikationen und Wissensaufbau in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft ein entscheidender Faktor, da diese neue Art des Wirtschaftens kein theoretisches Konzept ist, sondern im praktischen Kontext von Unternehmen umgesetzt werden muss. Dazu gehören grundlegende unternehmerische Fähigkeiten ebenso wie branchenspezifische Fertigkeiten, um den Wandel innerhalb der Wirtschaftssektoren zu unterstützen. Daher müssen Wissenschaft, Verbraucher, Arbeitnehmer, Investoren und staatliche Institutionen zusammenarbeiten, um die notwendigen Veränderungen für einen Wechsel von einer linearen zu einer Kreislaufwirtschaft zu erreichen.
Centurion Plus
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