Mit seiner großen und stabilen Wirtschaft, einem Triple-A-Ranking sowie seiner idealen Lage im Herzen Europas bietet Deutschland eine hervorragende Finanzinfrastruktur für Investitionsmöglichkeiten. Dieser Artikel wirft einen genaueren Blick auf die Struktur des deutschen Finanzsektors, Chancen und Herausforderungen, das Finanzzentrum Frankfurt sowie die Konsequenzen des Brexit. Wenn Sie sich speziell über FinTech informieren möchten, finden Sie hier unsere FinTech-Branchenübersicht.
Die Branche auf einen Blick
Insgesamt trugen die Finanz- und Versicherungsunternehmen im Jahr 2019 fast 120 Milliarden € zum deutschen BIP bei und die deutsche Kreditwirtschaft besaß 2019 ein Vermögen von rund 8,4 Mrd. €.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) besteht die deutsche Finanzwirtschaft derzeit aus 1.647 Kreditinstituten, darunter 270 private Banken, 1.275 Finanzdienstleistungsinstitute, 562 Kapitalverwaltungsgesellschaften, 248 Versicherungsunternehmen sowie 82 Zahlungsdienstleister und E-Geld-Emittenten.
Aufgrund der hohen wirtschaftlichen Attraktivität, des internationalen Ansehens und des Zugangs zum Binnenmarkt der Europäischen Union (EU) mit seinen 400 Millionen Verbrauchern, zieht die Finanzbranche Talente und Investitionen aus dem In- und Ausland an. In Deutschland arbeiten 3 % aller Beschäftigten, rund 1 Million Arbeitnehmer, in der Finanz- und Versicherungsdienstleistungsbranche.
Frankfurt – Deutschlands Finanzplatz
Der renommierte Finanzplatz Frankfurt verbindet deutsche, europäische und internationale Institutionen. Die Europäischen Zentralbank (EZB) ist in Frankfurt in unmittelbarer Nähe zu mehr als 200 in- und ausländischen Banken, der Deutschen Börse AG, Niederlassungen weiterer ausländischer Zentralbanken, der BaFin sowie einem Branchennetzwerk aus Beratungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen, Investment-, Wirtschaftsprüfungs- und Rechtsanwaltskanzleien angesiedelt.
Darüber hinaus ist Frankfurt ein Zentrum für Forschung und akademische Einrichtungen. Neben der Goethe-Universität, zu der das House of Finance und das Leibniz-Institut für Finanzforschung gehören, und der privaten Frankfurt School of Finance and Management gibt es im Umkreis von 100 km weitere 30 Hochschulen.
Laut Germany Trade and Invest arbeiten mehr als 100.000 Menschen aus der Rhein-Main-Region rund um Frankfurt in der Finanzbranche und mehr als 20.000 Studenten aus dieser Region streben ein Studium der Wirtschaftswissenschaften oder im Bereich IT an.
Ebenso sind Branchenverbände wie der Verband der Repräsentanzen ausländischer Banken in Deutschland e.V., das Deutsche Aktieninstitut e.V. oder der Bundesverband Investment und Asset-Management in Frankfurt ansässig. Zudem finden in der Finanzmetropole Deutschlands die wichtigsten Networking-Veranstaltungen der Branche wie die „Euro Finance Week“, der „Frankfurt Finance Summit“ und der „Internationale Frankfurter Bankenabend“ statt.
Herausforderungen und Chancen
Neben den Auswirkungen rund um die anhaltenden Niedrigzinsen und den Veränderungen im Kaufverhalten der Verbraucher ist der Prozess der Digitalisierung die wichtigste Herausforderung für den Finanzsektor. Diese Herausforderungen bieten jedoch auch Geschäftschancen für die Bankenbranche, wenn sie ihre Dienstleistungen an die sich ändernden Verbraucherwünsche angepassen.
1. Regulatorischer Rahmen
Der Rückgang der Zinssätze und damit ein Rückgang der Gesamtkreditmarge hat die Banken in den letzten Jahren vor Herausforderungen gestellt. Langfristig können diese Entwicklungen die Profitabilität der deutschen Finanzinstitute beeinträchtigen. Darüber hinaus schreibt der regulatorische Rahmen der Europäischen Zentralbank hohe Kapitalanforderungen vor, was den Druck auf die kreditgebenden Banken erhöht, die bereits unter den niedrigen Zinsen der letzten Jahre leiden. Daher müssen die Banken kreative Wege finden, um Kosten zu senken und die Profitabilität zu steigern.
2. Kostenreduzierung durch Innovation
Finanzinstitute versuchen, ihre Kosten zu senken, um ihre Profitabilität durch verschiedene Methoden zu steigern. So raten Branchenexperten, die Möglichkeiten neuer Technologien zu nutzen, die letztlich zu kosteneffizienteren Prozessen führen würden. Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, die Finanzbranche innerhalb weniger Jahre massiv zu verändern, indem sie zum Beispiel die Bewertung und Bearbeitung von Kreditanfragen übernimmt. Laut einer Studie von PwC sind sich zwar mehr als 60 % der Befragten aus der Branche der möglichen Auswirkungen von KI bewusst und mehr als 70 % schätzen, dass KI die Gesamtkosten ihres Unternehmens deutlich senken könnte, aber nur 9 % sehen sich bereit, diese Technologie in ihre täglichen Abläufe zu integrieren.
3. Zusammenarbeit zwischen etablierten Instituten und aufstrebenden Start-ups
Etablierte deutsche Finanzunternehmen verfügen aufgrund ihres konservativen Charakters und eines streng regulierten Umfelds oft nicht über die technologische Expertise und innovative neue Strategien. Daher haben traditionelle Banken in den vergangenen Jahren erfolgreich mit kreativen Denkern aus den Bereichen FinTechs, PropTechs oder InsureTechs zusammengearbeitet. Diese Start-ups tragen zu bestehenden Finanzmodellen mit kundenorientierten mobilen Services bei, die sich durch ihre einfache und bequeme Nutzung auszeichnen. Um mehr über dieses aufstrebende Segment der Finanzindustrie zu erfahren, lesen Sie hier unseren FinTech-Überblick.
4. Digitalisierung
Da die Kunden von Finanzdienstleistungen immer jünger und digital vernetzt sind, fordert das veränderte Kaufverhalten die etablierten Bankinstitute heraus. Diese Kunden fordern innovative Online-Produkte und bequeme Kreditanforderungen. Dies stellt sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance für traditionelle Banken dar, da sie ihre Produkte durch den Einsatz von Technologie an die jüngere Generation anpassen können. In diesem Zusammenhang ist die Datenanalyse für Banken und Finanzinstitute von entscheidender Bedeutung geworden, da die Unternehmen versuchen, auf alternative Weise auf Kundendaten zuzugreifen, um ihre Dienstleistungen zu verbessern und damit auf lange Sicht ihren Gewinn zu steigern.
Insgesamt hat sich die Digitalisierung auf viele Geschäftsbereiche und Prozesse von Finanzinstituten ausgewirkt. Dies hat zu einem Rückgang der lokalen Filialen geführt, da die Kunden heutzutage bequeme Online-Beratungen und -Produkte bevorzugen. Nichtsdestotrotz hat die Digitalisierung das Wachstum von Online-Bankdienstleistungen sowohl bei traditionellen Banken als auch bei aufstrebenden Finanztechnologie-Start-ups vorangetrieben.
Brexit-Konsequenzen für den deutschen Finanzsektor
Neben dem freien Personen-, Waren- und Dienstleistungsverkehr ermöglicht die Europäische Union auch den freien Kapitaltransfer zwischen ihren Mitgliedern. Aufgrund der „EU-Passporting“-Regelung können Finanzinstitute, die in einem EU-Land ansässig sind, ihre Dienstleistungen in allen EU-Mitgliedstaaten anbieten, was grenzüberschreitende Transaktionen und Finanzdienstleistungen erleichtert.
Seit dem Austritt Großbritanniens aus der EU und dem Ende der Übergangsfrist am 1. Januar 2021 haben Finanzinstitute mit Sitz in London zum Beispiel das Recht verloren, ihre Dienstleistungen allen 400 Millionen EU-Kunden anzubieten. Banken aus den USA oder Asien beispielsweise, die über London Zugang zum EU-Markt hatten, erwägen nun, über Frankfurt oder andere europäische Standorte zu operieren. Diese Institute könnten Präsenz zeigen in Form eines europäischen Hauptsitzes oder einer Niederlassung in Europa, um Zugang zum EU-Binnenmarkt zu haben. Infolge des Brexit wird der bürokratische Aufwand für Finanzinstitute, die von Großbritannien aus arbeiten, in Zukunft zunehmen, da das Vereinigte Königreich beim Handel mit Europa die Stellung eines Drittlandes einnimmt.
Centurion Plus
Die Finanzindustrie ist einer der größten Leistungsträger der deutschen Wirtschaft. Der Sektor entwickelt sich ständig weiter, um den Marktveränderungen und den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden. Deutschland bietet ein einzigartiges Umfeld für Investitionen in etablierte Branchenakteure aus dem Bankensektor.
Haben Sie in Erwägung gezogen, in den deutschen Finanzsektor zu investieren? Planen Sie die Gründung eines neuen Finanzdienstleistungsunternehmens oder die Eröffnung einer Niederlassung Ihres Instituts in Deutschland aufgrund der Brexit-Folgen?
Benötigen Sie rechtliche Beratung zu den Regularien für Finanzdienstleistungen oder Unterstützung für Ihre Rechtsabteilung mit Erfahrung im Bereich Finanzen?
Kontaktieren Sie Centurion Plus Deutschland noch heute für ein erstes Beratungsgespräch, um sich über unsere rechtlichen Lösungen für die Finanzdienstleistungsbranche zu informieren.