Die Dekolonisierung Der Deutschen Hauptstadt Mit Hilfe Von ‘Dekoloniale’, Zewdi & Berlin Postkolonial…
Die Migration wird heutzutage häufig als ein isoliertes Ereignis dargestellt – nämlich als eine Welle – genau dann, wenn sie ihren Hochpunkt erreicht und gesellschaftliche Systeme bereits kläglich zusammenbrechen. Und doch ziehen Menschen schon seit Jahrhunderten umher und unsere Vorfahren waren sicherlich nicht weniger Nomaden als wir. Letzteres soll verdeutlichen, dass wir, wenn wir in ein anderes Land ziehen, wahrscheinlich nicht die ersten unserer Kultur sind, die das Gleiche getan haben. Multikulturalität, Vielfalt, Mobilität und Zugehörigkeit sind in der Geschichte und in Orten verankert, aber die Art und Weise, wie wir Geschichte erzählen, wie wir uns selbst und anderen erlauben sich zu erinnern und zu verstehen, prägt, wie wir die Welt sehen und erleben.
Dieser Artikel hält einige Einblicke in drei interessante Initiativen in Berlin bereit – ‘Dekoloniale’, Zewdi und Berlin Postkolonial. Die letztgenannten Initiativen zeigen nicht nur, dass es für Schwarze Gründer*Innen Raum gibt sich aktiv mit lokalen Gemeinschaften in Deutschland zu engagieren, sondern auch, dass einige Schwarze Gründer*Innen die ‘Dekolonisierung’ zum Eckpfeiler ihrer Geschäftsidee gemacht haben! Neugierig geworden? Lesen Sie unten weiter…
‘Dekoloniale’ – Erinnerung(en) Dekolonisieren, Bis 2024 und Darüber Hinaus ‘Geschichte’ Neu Definieren…
Wie die Kulturstiftung des Bundes erklärt, ist „‚Dekoloniale’” ein Programm, das verschiedene Forschungsprojekte, Ausstellungen und Veranstaltungen zum Kolonialismus und Postkolonialismus der Gegenwart umfasst – und dieses Programm läuft in Berlin bereits seit 2020. Bis 2024 ist es ein Anreiz für zivilgesellschaftliche und kulturelle Organisationen, das neu zu schreiben, was in den letzten Jahrzehnten in der deutschen Schulbildung und darüber hinaus allzu häufig als ‘Geschichte’ akzeptiert und anerkannt wurde. Zu den Teilnehmern des Programms gehören die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland ISD e.V., Each One Teach One (EOTO) e.V., Berlin Postkolonial e.V., die Stiftung Stadtmuseum Berlin und der Berliner Entwicklungspolitische Ratschlag (BER) e.V.
Bisher hat das Programm auf zwei Teilprojekte hingearbeitet. Das erste, ‘Dekoloniale Mapping’ genannt, beschreibt den Versuch, eine „interaktive Karte [zu erstellen], die die transkontinentalen Verbindungen zwischen Gedenkstätten in der deutschen Hauptstadt Berlin, anderen deutschen Städten und den ehemaligen deutschen Kolonien darstellt”, wie es auf der Website der Kulturstiftung des Bundes heißt. Die Karte kann über den folgenden Link aufgerufen werden und erzählt unter anderem die Geschichten verschiedener afrikanischer Aktivisten. Einer der Aktivisten, die auf der Karte vorgestellt werden, ist Joseph Ekwe Bilé. Ursprünglich aus Kamerun stammend, kam Bilé 1912 mit seiner Familie nach Deutschland. Wie die Senatsverwaltung für Kultur und Europa in einer Pressemitteilung vom April 2022 anlässlich der Einweihung einer Gedenktafel in seinem Namen in Berlin mitteilt, konnte Bilé nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der Besetzung Kameruns durch die Franzosen nicht mehr nach Kamerun zurückkehren.
Als die Nazis an die Macht kamen, blieb Bilé in Deutschland, wo er sich für die Internationalisierung der ersten schwarzen Bewegung in Deutschland einsetzte und die Gründung einer deutschen Sektion der Ligue de Défense de la Race Nègre (LDRN) im Jahr 1929 hervorbrachte. Nur ein Jahr später trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei, um sich offen gegen den „Kolonialterror der Europäer in Kamerun [auszusprechen], den er mit dem Anti-Schwarzen Rassismus in Deutschland und in den USA in Beziehung setzte”. Als er zwischen 1932 und 1934 von Deutschland nach Moskau ging, konnte Bilé sein eigenes Leben retten, als die Nazis Afrodeutsche, Juden, Roma, Sinti, Slawen und Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft brutal ermordeten. Sein Vermächtnis lebt in Deutschland bis heute fort – man könnte sogar so weit gehen zu behaupten, dass die Supporter der Black-Lives-Matter-Bewegung in Deutschland vermeintlich in Bilés Fußstapfen treten.
Neben dem ‘Dekoloniale Mapping’ ist auch eine Ausstellungsreihe Teil von ‘Dekoloniale’. Wie auf der Website der Kulturstiftung des Bundes zu lesen ist, werden die Ausstellungen zwischen 2021 und 2024 die Kolonialgeschichte Berlins beleuchten. Während für 2022 die Ausstellung ‘Die Migrationsgeschichte der Kolonialmetropole Berlin, 1884 – 1918’ im Museum FHXB Friedrichshain-Kreuzberg geplant war, lohnt es sich vermutlich, die Website von ‘Dekoloniale’ immer wieder auf Änderungen und Neuigkeiten zu überprüfen! Bis Februar dieses Jahres lud das Programm erneut Künstlerinnen und Künstler im weitesten Sinne ein, sich für drei Residenzen zu bewerben, die in diesem Jahr unter dem Thema „‚[De]koloniale Migrationen: Aus dem Verborgenen ins Licht der Öffentlichkeit’”. Dank der Arbeit von Lulu Jemimah, Maya Alam und Vitjitua Ndjiharine, die es in die Endauswahl geschafft haben, könnte das ‘Dekoloniale Festival’, das vom 2. bis 4. September 2022 stattfinden wird, durchaus spannend werden. Jemimah ist eine kreative Autorin, Redakteurin und Medienberaterin aus Uganda, Alam ist ein in Deutschland geborener Architekt und Designer, und Ndjiharine ist eine namibische multidisziplinäre bildende Künstlerin! Weitere Informationen finden Sie unter den vorherigen Links!
Zewdi – Die Ermutigung Der Afrikanischen Diaspora zur Erforschung Afrikas und der Kolonialgeschichte Berlins
Der Akt der Entkolonialisierung kann auch eine Geschäftspraxis sein! Haben Sie noch Zweifel? Dann lassen Sie sich von Miriam Fisshaye informieren, der Gründerin und Geschäftsführerin von Zewdi, das Travel Noire „das erste dekoloniale Schwarze Reisebüro in Berlin” nennt. Was braucht es nun, um Reisen zu einer ‘dekolonialen Erfahrung’ zu machen? Ganz einfach – einen guten Reiseführer und einen offenen Geist! Aufgewachsen in Deutschland und mit eritreischen Wurzeln, hat Fisshaye selbst die Erfahrung gemacht, dass Berlin vielleicht noch nicht einladend genug ist, wenn es darum geht, der schwarzen Community touristische und Freizeitaktivitäten anzubieten, die sie und die gesamte Geschichte der Afrodeutschen tatsächlich ‘repräsentieren’.
Mit Zewdi will Fisshaye diese Lücke schließen, zum Beispiel durch eine ‘Berlin’s Black History by Bike’-Fahrradtour. Im Juni 2022 ist es wieder soweit, für zwei Stunden können sich Interessierte Fisshaye anschließen und etwas über die „afrodeutsche Kultur und Sozialgeschichte, die Beiträge der Schwarzen im Ersten und Zweiten Weltkrieg […], [die] Einflüsse/Spuren von US-Bürgerrechtsführer in [Berlin] Mitte […] und den vorkolonialen Sklavenhandel in [Berlin] Wedding” lernen. Wenn Sie Zeit haben, sollten Sie nicht zögern, an dieser Tour teilzunehmen oder sie weiterzuempfehlen! Neben der Fahrradtour hat Zewdi bisher auch einen kemetischen Yoga-Workshop angeboten. Da die letztere Yogaart ihren Ursprung in Ägypten und anderen Teilen Afrikas hat, ist die Erfahrung des kemetischen Yogas eine Erfahrung, um das Leben und Denken der kemetischen Menschen zu verstehen. Neben den letztgenannten Angeboten von Zewdi gibt es auch eine Walking Tour – mehr dazu siehe unten! Und schließlich – natürlich organisiert Zewdi auch Reisen in afrikanische Länder! Die Verbindung zu den eigenen Wurzeln wiederherzustellen und wirklich ‘sicher’ zu reisen, ist besonders für die schwarze Gemeinschaft wichtig, wie Fisshaye betont…
Berlin Postkolonial – Ein Postkolonialer Rundgang durch Berlin…
Haben Sie schon einmal von einem postkolonialen Stadtrundgang gehört? Nein – dann machen Sie doch bei dem mit, den Berlin Postkolonial e.V. anbietet, das zu diesem Zweck mit Zewdi kooperiert! Kurz gesagt, wurde Berlin Postkolonial e.V. 2007 mit dem Ziel gegründet, die koloniale Geschichte Berlins kritisch aufzuarbeiten und die Denk- und Gesellschaftsstrukturen der Gegenwart im heutigen Berlin aufzuzeigen. Der Verein, der von Nachfahren ehemals ‘kolonisierter Bevölkerungsgruppen’ geleitet und unterstützt wird, legt also einen großen Wert darauf, die Gerechtigkeit und Repräsentation in der Gegenwart einzufordern, um an die Gräueltaten von u.a. Kolonialismus, Imperialismus und Zweitem Weltkrieg zu erinnern.
Neben dem Angebot des Stadtrundgangs informiert Berlin Postkolonial seine Followers auch regelmäßig über Veranstaltungen und Entwicklungen im Zusammenhang mit der Dekolonialität, die grob als „als ein Weg [definiert werden kann], wie wir das Wissen, das von den Kräften der Moderne, des Siedlerkolonialismus und des Rassekapitalismus verdrängt, vergessen, begraben oder diskreditiert wurde, neu lernen können.” Zu den Veranstaltungen in diesem Jahr gehörten bereits eine musikalische Erzählung über die Geschichte der Schwarzen, eine Diskussion über die Forschungen von Dr. Friedrich Omo Kustaa über den Völkermord an den Nama und Herero in Namibia in den Jahren 1904-1908 und eine Aufnahme zum Anhören und Feiern des Tages gegen den Rassismus. Wenn Sie neugierig darauf sind, tiefer in das Thema Dekolonisierung einzutauchen, sollten Sie Berlin Postkolonial unbedingt folgen und sich in der Community engagieren!
Centurion Plus
Sind Sie ein schwarzer Gründer oder ein Gründer mit afrikanischen Wurzeln in Berlin oder einer anderen deutschen Stadt? Dann freuen wir uns, wenn wir Sie bei Ihrem Vorhaben tatkräftig unterstützen können! Unser Team ist nicht nur auf verschiedene afrikanische Rechtsordnungen spezialisiert, sondern auch auf die Unterstützung von Unternehmen zwischen Deutschland und Afrika in einer Vielzahl von Rechtsbereichen. Unsere Unterstützung beginnt mit der Hilfe bei Immigrations- und Relocation-Angelegenheiten, aber sie hört damit nicht auf – Steuern, Tech, geistiges Eigentum… Sie haben uns gehört! Erfahren Sie noch heute mehr über potenzielle Synergien, indem Sie uns Ihre Geschäfts- oder Expansionsidee/-pläne mitteilen! Wir können es kaum erwarten, von Ihnen zu hören…