Nichts Ist Wichtiger Als Die Repräsentation: Warum Deutschlands Start-Up-Ökosystem Dringend Sichere Räume Für Schwarze Gründer Schaffen Sollte
Es ist kein Geheimnis, dass die Berliner Tech-Szene nicht frei von rassistischen Stereotypen, Diskriminierung und Rassismus ist. Wie Steven Perlberg in einem Artikel auf Sifted unterstreicht, haben sich Arbeitsumgebungen vielerorts – von Einstellungspraktiken bis hin zu den Gründen für Kündigungen – als wenig divers und zumindest voller Mikroaggressionen erwiesen. Schwarze Beschäftigte in der Berliner Start-up-Branche haben zudem angemerkt, dass der Fluch, sich vor weißen Beschäftigten beweisen zu müssen, weiter besteht. Aber wie können wir eine ‘Vertrauenslücke’ schließen, die möglicherweise von rassistischen Stereotypen lebt, ohne die Botschaft zu vermitteln, dass es in der Tat in Ordnung ist, dass sich schwarze Arbeitnehmer und Unternehmer beweisen ‘müssen’? Die Antwort ist vielleicht einfacher als es den Anschein hat, durch Repräsentation! Dieser Artikel bietet einige Einblicke in die Rassendiskriminierung am Arbeitsplatz und in der Start-up- und VC-Branche und enthält einige Vorschläge für Veränderungen.
Schwarze Arbeiter/Gründer Repräsentieren Und Mit Stereotypen Brechen…
Fragen Sie mich, was ich (beruflich) mache! – Das mag wie eine recht einfache Aufforderung erscheinen, obwohl sie in Wirklichkeit großen Einfluss hat und rassistische Stereotypen in Frage stellen kann. Wie in einem Artikel auf Verywell Mind erläutert, sind Stereotypen mit kognitiven Verzerrungen und Verallgemeinerungen verbunden, die aus der rassischen Sozialisation stammen. Kurz gesagt beschreibt die rassistische Sozialisation den Prozess, bei dem wir „von unseren Eltern, Bezugspersonen und anderen einflussreichen Personen Informationen über die Werte und Perspektiven unserer Rasse erhalten”. Letzteres weist auf die Tatsache hin, dass rassistische Stereotypen oft in unserer Kindheit gebildet werden. Da solche Stereotypen nicht auf unseren eigenen Werten beruhen, müssen sie später in Frage gestellt werden, damit wir uns daran erinnern können, dass das, was wir gelernt haben, möglicherweise auf den Stereotypen anderer Menschen und auch auf der fehlenden Repräsentation beruht. Wie Amy Morin schreibt, können Stereotypen entwickelt werden, wenn: 1.) wir undifferenziert über Geschichte reden und diese falsch darstellen (z.B. wenn wir es versäumen, die Geschichte schwarzer Erfinder und Wissenschaftler ebenso zu lehren), 2.) Medien rassistische Stereotypen vermitteln (z.B. wenn schwarze Menschen in Kriminalfilmen häufiger als ‘Bösewicht’ dargestellt werden); 3.) unsere Eltern nach ihren eigenen Stereotypen handeln (z.B. indem sie anders über schwarze Menschen reden oder diese mit weniger Respekt behandeln).
Letzteres zeigt, dass man bei der Bekämpfung rassistischer Stereotypen ehrlich zu sich selbst sein muss. Es geht nicht nur darum, spezielle Förderprogramme für schwarze Gründer aufzulegen (obwohl Letzteres ohne Frage wichtig ist!), sondern auch darum, Ihre Organisation von innen heraus zu verändern. Es bedeutet, dass Ihre Arbeit jedem einzelnen Mitarbeiter die Möglichkeit geben muss, an seinen eigenen Vorurteilen zu arbeiten, eine sichere und offene Kommunikationskultur zu fördern und Verantwortung zu übernehmen zudem Ihre Mitarbeiter und Ihr Unternehmen zur Rechenschaft gezogen werden müssen, wo dies notwendig und angemessen ist, um die Rechte aller Mitarbeiter zu schützen. Mit anderen Worten, die Förderung einer sicheren ‘Arbeits- und Ökosystem-Kultur’ für schwarze Arbeitnehmer, Unternehmer und Gründer bringt den Vorteil mit sich, dass Ihre Unternehmenskultur allgemein vermutlich friedlicher und integrativer wird. Aber was beinhaltet eine sichere ‘Arbeits- und Ökosystem-Kultur’ denn überhaupt? Während die folgenden Ausführungen keine vollständige Antwort geben können, könnte man einige der folgenden Vorschläge und ihre möglichen Auswirkungen sicherlich diskutieren:
- Einen Inklusiven Ansatz Zu CFAS (Communication – Feedback – Accountability – Support) Schaffen
Vor allem, weil schwarze Arbeitnehmer in den USA in vorderen Positionen und in Führungspositionen unterrepräsentiert sind, ist es wichtig, dass sie in den Unternehmen die richtige Unterstützung erhalten bis die Parität erreicht ist. Letzteres könnte mit dem Coaching von Mitarbeitern und Managern in Bezug auf interkulturelle und sichere Kommunikation beginnen – eine Aufgabe, die Wirtschaftspsychologen leicht übernehmen könnten. In Start-up-Ökosystemen muss ein solches Training möglicherweise in einem anderen Format stattfinden. Da einigen VC-Firmen vorgeworfen wird, sich dem Potenzial schwarzer Unternehmer nur zögerlich zu öffnen, könnte es hilfreich sein, eine regionale oder nationale Kommission einzurichten, die sich damit beschäftigt, Berichte über Diskriminierung in Start-up-Ökosystemen entgegenzunehmen.
VC-Firmen könnten freiwillig an Trainings zum Thema Diversität und Integration teilnehmen, um sich für die Aufnahme bestimmter Batches zu qualifizieren (z. B. BLM Ally, LGBTQI+ Ally usw.). Darüber hinaus könnte man sich dem CFAS von der rechtlichen Seite nähern und VC-Firmen verpflichten, nützliches Feedback, Transparenz und Rechenschaftspflicht zu bieten, wo dies angemessen ist. Schließlich könnten die VC-Firmen auch ihre eigenen regionalen und nationalen Netzwerke zur Unterstützung der Black Community aufbauen – was für die USA und Deutschland gleichermaßen gilt.
- Sicherstellen Dass Jegliche Ökosystem-Untersuchungen Disaggregierte Daten Bereitstellen Um Für ‘Racial und Gender Equity’ Einzustehen
In Deutschland gibt es verschiedene Institutionen, Unternehmen und Organisationen, die jährlich neue Statistiken über das Start-up-Ökosystem des Landes veröffentlichen. Leider sind diese Statistiken eine der wenigen Quellen, die ermöglichen Entwicklungen in der deutschen Start-up-Szene auf breiter Ebene zu verfolgen. Während es an solchen Bemühungen nicht viel zu kritisieren gibt, sollten diese Organisationen von öffentlichen Institutionen zusätzliche Unterstützung erhalten, um eben auch disaggregierte Daten zu veröffentlichen. Ob es nun den Migrant Founders Monitor, den Deutscher Startup Monitor oder den Deutscher Social Entrepreneurship Monitor angeht – weitere Erkenntnisse sind dringend nötig, um verschiedene Arten von Diskriminierung, aber auch Potenziale besser zu verstehen und visualisieren!
- ‘Racial Parity’ Auf Sämtlichen Organisationsebenen Durchsetzen
Sich für ‘Racial Parity’ zu entscheiden ist keine Option, es ist eine Verpflichtung. Während es in der VC-Branche – also in VC-Firmen – etwas schwieriger sein könnte, eine ‘Racial Parity’ zu erreichen, könnte es eine Idee sein, Letzteres durch die Einrichtung einer Kommission zu erreichen, die sich für ein besseres Verständnis des deutschen VC-Systems und des Start-up-Ökosystems einsetzt. Die Entscheidung für ‘Racial Parity’ innerhalb einer solchen Organisation könnte nämlich damit einhergehen, dass sich bestimmte Personen eben gezielt für die Rassengerechtigkeit einsetzen. Während die oben genannte Aufgabe bis zu einem gewissen Grad in den Händen des Deutschen Startup Verbandes liegen könnte, könnten die Bemühungen sicherlich ausgeweitet werden, um neben schwarzen Unternehmern in Deutschland auch eine Reihe von Minderheitengruppen zu unterstützen.
Lektionen Basierend Auf Realitäten der VC-Industrie der USA: Repräsentation & VC Finanzierung
Wie Accenture in einer seiner Veröffentlichungen aus dem Jahr 2022 andeutete, ist es „Zeit für eine große Korrektur”, wenn es darum geht, die Risikokapitallücke zu schließen, mit der schwarze Gründer konfrontiert sind. Während VC-Firmen im Jahr 2020 7% mehr als 2019 investierten, erhielten schwarze Gründer in den USA nur 1% der Gesamtfinanzierung. Wie der Accenture-Bericht darlegt, müsste die VC-Branche in den USA die folgenden Schritte unternehmen, wenn sie ihre Anstrengungen mobilisieren wollte, um eine ‘Finanzierungs-Parität’ zu erreichen – d. h. „gerechte Investitionen in schwarze Gründer in jeder Phase UND nachhaltige Unterstützung während der gesamten Lebensdauer des schwarzen Unternehmens” zu ermöglichen. Von 2027 bis 2030 müsste die VC-Branche hierzu Folgendes unterstützen…
„weitere 373 von Schwarzen gegründete Unternehmen mit einer durchschnittlichen Transaktionsgröße von $75 Millionen […], gefolgt von 700 von Schwarzen gegründeten Unternehmen von 2027 bis 2032 [und] 1,022 von Schwarzen gegründeten Unternehmen mit einer durchschnittlichen Transaktionsgröße von $1 Milliarde [von 2032 bis 2032]”
Accenture ‘Bridging the Black Founders Venture Capital Gap: Time for a Great Correction’
Wie die letztgenannten Argumente zeigen, ist die Arbeit an der Inklusion in der VC-Branche eine Anstrengung, die eine Sensibilisierung des gesamten Start-up-Ökosystems und seiner jeweiligen VC-Netze erfordern könnte. Wie Marlize van Romburgh und Gené Teare auf Crunchbase News schreiben, sind die Zahlen rund um die Finanzierung von Start-ups von schwarzen Unternehmern trotz einer Vervierfachung in den USA von 2020 bis 2021 immer noch illusorisch – und dies ist besonders drastisch, wenn man bedenkt, dass VC das „Tor zu Wohlstand und Reichtum in den USA” ist. Und wahrscheinlich eben nicht nur dort! Wie der Deutsche Startup Monitor 2021 gezeigt hat, setzen 19,8% der Startups auf VC zur Finanzierung ihres Unternehmens, wobei VC nach öffentlicher Finanzierung und operativem Cashflow sowie vor Business Angels die drittbeliebteste Finanzierungslösung ist. Doch wie können VC-Firmen offener für die Unterstützung schwarzer Gründer werden? Und wie können VC-Firmen, die ein Interesse an der Förderung der Innovation schwarzer Unternehmer haben, andere VC-Firmen in die Pflicht nehmen?
Laut Reed Albergotti, einem Reporter der Washington Post, sind rechtliche Lösungen dringend erforderlich, da schwarze Unternehmer zwar immer noch Klage einreichen können, wenn sie aufgrund von rassistischen Stereotypen und Diskriminierung für einen Job abgelehnt werden, aber nicht, wenn ihre Pitches bei VC-Firmen auf ‘kein Interesse’ stoßen. Der Mythos hinter dieser „Logik“ könnte darin bestehen, dass Start-up-Ökosysteme frei von jeglicher Kontrolle und auch von einem angemessenen Maß an Verantwortlichkeit sind. Mit anderen Worten, die Vorstellung, dass sich der Einzelne ‘vom Tellerwäscher zum Millionär’ hocharbeiten kann, existiert immer noch, nur hat sich die Moral ein wenig verschoben. Während Letzteres in der Vergangenheit mit der Konnotation verbunden war, dass ‘arme Leute’ nur ‘hart genug’ arbeiten müssen, um es bis zum Erfolg zu schaffen, scheint sich heute der Mythos zu verbreiten, dass man entdeckt wird, wenn man nur smart genug arbeitet. Beide Narrative verschleiern und rechtfertigen Diskriminierung und Ungleichheiten und halten die Vorstellung aufrecht, dass Rechte nicht wirklich universell sind. Die eigentliche Frage lautet: Wie müssen wir unsere VC-Branchen und Ökosysteme umstrukturieren, um den Erfolg wieder als Recht zu fördern?
Der Erfolg beruht wohl auf Gegenseitigkeit. Wie Daniel Applewhite in einem Artikel im Forbes Magazin schrieb, suchte die VC-Branche in den USA 2016 verzweifelt nach neuen Geschäftsabschlüssen, verpasste dabei aber die Arbeit und den Erfolg von 1,1 Millionen Unternehmen im Besitz von Minderheiten, die weitere „9 Millionen potenzielle Arbeitsplätze und $300 Mrd. an kollektivem Nationaleinkommen” hätten schaffen können. Statt diese Unternehmen zu unterstützen, zögerten VC-Firmen und ignorierten dabei, dass sie sehr wohl in der Lage gewesen wären, einen Teil der Einkommens- und Vermögensungleichheit auszugleichen, die sich direkt auf die Fähigkeit der Gründer auswirkt Frühphasenfinanzierung von Familie und Freunden zu erhalten. Zur Veranschaulichung des letztgenannten Aspektes: Der Bericht von McKinsey & Company aus dem Jahr 2021 ‘The economic state of Black America: What is and what could be’ ergab, dass:
- Schwarze Arbeitnehmer machen 12,9 % der Erwerbsbevölkerung aus, verdienen aber nur 9,6 % des Gesamteinkommens in den USA;
- Schwarze Arbeitnehmer verdienen mindestens $10,000 weniger als weiße Arbeitnehmer, wobei 43% weniger als $30,000 verdienen, verglichen mit $42,000 auf Seiten von weißen Arbeitnehmern;
- Um Einkommensgleichheit zu erreichen, müssten die Löhne der schwarzen Arbeitnehmer um 30% angehoben werden;
- Schwarze Unternehmer starten ihr Unternehmen im Durchschnitt mit $35,000 , während weiße Gründer mit $107,000 beginnen.
Wie diese Ergebnisse nahelegen, könnte eine Antwort darin bestehen, aufgeschlüsselte Daten zu veröffentlichen, ein Bewusstsein für Missstände und entsprechend zu handeln. Wie bereits erwähnt, gibt es in Deutschland zu wenig Daten über das schwarze Unternehmertum. Gerade weil die Politik in Deutschland und weltweit Interesse an Start-up-Ökosystemen gewonnen hat, muss es auch Teil ihrer Arbeit sein, sich aktiv für die Rechte von Minderheiten in Start-up-Ökosystemen einzusetzen, und diese Bemühungen müssen eben auch ‘sichtbar’ sein. Start-up-Ökosysteme dürfen nicht einfach nur eine weitere Schicht der Gesellschaft bleiben, die all ihre bereits bestehenden Probleme beinhaltet, sondern sie sollten zu Vehikeln für Veränderungen werden! Eine Möglichkeit, das Thema Diskriminierung in der Öffentlichkeit direkt anzusprechen, sind Vernetzungsveranstaltungen, und im Jahr 2021 fand eine solche Vernetzungsveranstaltung in München statt.
Die Plattform UnternehmerTUM führt regelmäßig Veranstaltungen in München und an anderen Orten durch und veranstaltete im November 2021 die ‘International Entrepreneurs Night – African European Special Edition’, bei der Unternehmer aus Ghana und Ruanda die Möglichkeit hatten, ihre Geschäftsidee vor einer Jury zu präsentieren, die aus Ayaan Jama, Digital Advisor bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ); Leah Nduati, Growth Analyst beim GrowthAfrica Accelerator; und Dr. Alan Armstrong, Venture Consultant beim XPRENEURS Inkubator bestand. Während die letztgenannten Veranstaltungen sowie die ‘Nacht der afrikanischen Unternehmer in Deutschland’ sicherlich ernsthafte Bemühungen darstellen, sind diese Veranstaltungen wohl nicht in der gleichen Weise konzipiert wie andere Großveranstaltungen, wie z.B. Bits & Pretzels usw. Zumindest einige der Veranstaltungen, die das Schwarze Unternehmertum in Deutschland fördern, sollten wohl auf diese Weise konzipiert werden oder Teil größerer Gipfeltreffen sein, da das Bewusstsein über Missstände und Potenzial eben sonst nur diejenigen erreicht, die bereits Allys sind. Mit anderen Worten, Gipfeltreffen wie Bits & Pretzels sollten aktiv Themen wie Diskriminierung diskutieren und Unternehmern aus Minderheitengruppen eine Plattform bieten!
Centurion Plus
Wenn Sie ein Unternehmer mit Interesse an Antidiskriminierung oder ein Unternehmer aus der schwarzen und BIPOC-Community sind, steht Ihnen unser multikulturelles Team gerne zur Verfügung, um Sie auf der rechtlichen Seite zu unterstützen. Wir sind sowohl auf die Unterstützung multikultureller Unternehmen in Deutschland als auch auf die Unterstützung afrikanischer Unternehmen in Deutschland und auf die Unterstützung von Unternehmen in verschiedenen afrikanischen Rechtsordnungen spezialisiert. Unsere Unterstützung beginnt mit der Hilfe bei Einwanderungs- und Relocation-Angelegenheiten und hört damit nicht auf – Steuern, Tech, geistiges Eigentum… Sie haben uns gehört! Kontaktieren Sie uns noch heute und erfahren Sie mehr!