Lateinamerika ist ein wachsender Markt und bietet viele Handelsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen und Investoren. Darüber hinaus ist Lateinamerika die Heimat einer großen Expat-Gemeinde und hat eine kulturelle Affinität sowie positive Assoziationen mit deutschen Unternehmen und Produkten. In diesem Artikel untersuchen wir aktuelle Investitions- und Handelstrends, strategische Allianzen sowie Chancen in den Bereichen nachhaltige Energie und Infrastruktur.
Die lateinamerikanisch-deutschen Handelsbeziehungen auf einen Blick
Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey liegt der Anteil der deutschen Direktinvestitionen in Lateinamerika im Jahr 2019 bei 2,6 % Deutschland ist das viertwichtigste Lieferland für Lateinamerika. Im Jahr 2018 exportierte Deutschland Waren und Dienstleistungen im Wert von 34,6 Milliarden Euro nach Lateinamerika. Die wichtigsten Exportsegmente waren Maschinen, Chemikalien sowie Kraftfahrzeuge und deren Teile und die größten Zielländer deutscher Exporte nach Lateinamerika waren Brasilien, Chile, Mexiko und Argentinien. Der Großteil der Investitionen aus Deutschland in Lateinamerika konzentriert sich auf das verarbeitende Gewerbe, insbesondere auf den Automobilsektor. Dennoch sind andere europäische Länder aktiver in Lateinamerika, wie z.B. Spanien, das 33 % seines gesamten globalen FDI in Lateinamerika investiert, und die Niederlande mit etwa 11 %.
Deutsche und europäische Allianzen
2019 hat die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (ECLAC) die Zusammenarbeit und den Austausch zwischen der Organisation und der Bundesregierung im Rahmen der 2030-Agenda für die Region Lateinamerika bekräftigt. Die drei Schwerpunkte dieser Initiative sind die Zusammenarbeit bei Finanzinvestitionen, der Digitalisierung und der Bekämpfung des Klimawandels.
Neben 32 deutschen Botschaften und Konsulaten in lateinamerikanischen Ländern unterstützen auch die deutschen Auslandshandelskammern deutsche Unternehmen bei einer möglichen Ansiedlung oder bei Fragen zum Handel und Investitionen.
Nach Angaben der Europäischen Kommission ist es das Hauptziel Europas, Lateinamerika in den Bereichen Innovation, Abbau von Ungleichheiten, Förderung nachhaltiger Entwicklung, Bekämpfung des Klimawandels und Verbesserung der Bereiche Bildung und Forschung zu unterstützen. Daher wurden im Regionalprogramm der Europäischen Union (EU) für Lateinamerika von 2014 bis 2020 Mittel in Höhe von 917,9 Millionen Euro zur Unterstützung dieser Bereiche bereitgestellt.
EU-Finanzierung für nachhaltige Entwicklung und erneuerbare Energien in Lateinamerika
Die Europäische Investitionsbank gibt an, dass sie in den letzten zehn Jahren 117 Projekte in 14 lateinamerikanischen Ländern mit einem Gesamtfinanzierungsvolumen von 8,4 Mrd. € unterstützt hat, um eine nachhaltige Entwicklung mit Schwerpunkt auf dem Klimaschutz zu fördern. Unter allen Projekten wurden die größten Investitionssumme in die erste U-Bahn-Linie in Quito, Ecuador, getätigt. Diese soll mehr als 120 Millionen Fahrgäste befördern und die Emissionen des Auto- und Busverkehrs reduzieren. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf ein Darlehen von 240 Millionen Euro.
Eine weitere klimarelevante Investition der europäischen Investitionsbank sind Projekte im Bereich erneuerbare Energien in Mexiko. Für den Bau von zwei Windparks und drei Solarkraftwerken wurden rund 167 Millionen Euro ausgeliehen.
In der lateinamerikanischen Region liegt der Anteil der erneuerbaren Energien bei 27 % der gesamten Energieproduktion. Das ist deutlich höher als der weltweite Durchschnitt von 18 %. Da Deutschland eine Expertennation in Bezug auf Windenergie und die damit verbundenen erneuerbaren Technologien ist, bietet die lateinamerikanische Region viele Möglichkeiten für das deutsche Know-how. Dieses Wissen wird dringend benötigt, denn laut der internationalen Energieagentur wird der Energieverbrauch in Lateinamerika bis 2030 um 70 % steigen und soll aus nachhaltigen Quellen gewonnen werden.
In diesem Artikel finden Sie weitere Einblicke in den deutschen Sektor der erneuerbaren Energien.
Investitionsmöglichkeiten im Bereich Infrastruktur in Lateinamerika
Germany Trade and Invest (GTI) stellt fest, dass Lateinamerika nur etwa 3 % seines BIP in die Infrastruktur investiert, was zu einem großen Nachholbedarf geführt hat. Das bedeutet, dass vor allem die Bereiche Straßen- und Schienenbau, Häfen und städtischer Verkehr in den nächsten Jahren ein Investitionsschwerpunkt sein sollten, um Exporte und Mobilität zu steigern. Laut Auswärtigem Amt bietet die lateinamerikanische Infrastruktur weiterhin ein großes Verbesserungs- und Ausbaupotenzial, um Trends wie Bevölkerungswachstum und Urbanisierung zu bewältigen. Vor allem die renommierte deutsche Logistik- und Transportbranche könnte von verstärkten Investitionen in diesem Bereich profitieren. Zwei globale Branchenführer aus Deutschland, Daimler und TRATON, haben bereits eine große Produktionsbasis in Lateinamerika. Da dem Transportsektor in Lateinamerika im nächsten Jahrzehnt ein enormes Wachstum vorausgesagt wird, weil große Infrastrukturprojekte vorangetrieben werden, ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten für deutsche Unternehmen, in der Region zu investieren.
Um mehr über die deutsche Logistikindustrie zu erfahren, lesen Sie diesen Artikel.
Die GTI weist auf mehrere Großprojekte auf den lateinamerikanischen Kontinenten hin, wie z.B. den Ausbau des Schienennetzes in Brasilien, den Ausbau des Straßennetzes in Uruguay oder große Investitionen in die Binnenschifffahrt. Einige dieser Projekte werden für private Investoren zugänglich sein oder bieten Möglichkeiten für Werkverträge, bei denen deutsche Logistik- oder Consultingfirmen engagiert werden. Die größten aktuellen Projekte sind die Maya-Bahn im Süden Mexikos mit einem Investitionsvolumen von rund 7,8 Mrd. US$, das sich aus mexikanischen Steuergeldern und ausländischen Investoren zusammensetzt, sowie die Metrolinie in Lima, Peru, mit einem Volumen von 4,5 Mrd. US$.
Derzeit befinden sich unter den Top 10 der privaten Investoren in Infrastrukturprojekte in Lateinamerika vier chinesische und japanische Banken, was auf eine starke Präsenz von Investitionen aus Asien in dieser Region hinweist.
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Lateinamerika ist ein wachsender Markt und bietet für deutsche Unternehmen und Investoren zahlreiche Möglichkeiten für Handel und Investitionen, insbesondere in den Bereichen Infrastruktur, erneuerbare Energien und Logistik.
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