Am 1. Juni 2021 gab ProVeg International, eine Organisation, die den Tierkonsum um 50 % bis 2040 reduzieren will, bekannt, dass sie den ProVeg Africa Accelerator ins Leben gerufen hat, der darauf abzielt, die Bewegung für Ernährungsgerechtigkeit auf Afrika auszudehnen. Mit dem Ziel, Befürworter von Ernährungsgerechtigkeit mit Kampagnenfähigkeiten zu unterstützen, startete der Accelerator einen Aufruf an Teilnehmer, die motiviert sind, ein Bewusstsein für Veganismus in Afrika zu schaffen. ProVeg International ist jedoch nicht die einzige Organisation, die sich für Ernährungsgerechtigkeit in Afrika einsetzt.
Während ausländische Start-ups wie Eat Just Inc. derzeit in Südafrika an den Start gehen, wo Veganismus an Popularität gewonnen hat, wollen afrikanische Start-ups wie das VeggieVictory aus Nigeria Gesundheits- und Umweltprobleme von Grund auf angehen. Gerade wenn man bedenkt, dass Deutschland mehrfach als Vorreiter einer ‘veganen Revolution’ in Europa genannt wurde, zeigt dieser Artikel das Potenzial deutscher Start-ups in Afrika bzw. das Potenzial einer deutsch-(süd-)afrikanischen Kooperation zu Gunsten der Bewegung für Lebensmittelgerechtigkeit.
Lebensmittelkonsum in (Süd-)Afrika auf einen Blick
Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) betrug der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügel in Südafrika im Jahr 2020 37 kg, der Verzehr von Rind- und Kalbfleisch 13,8 kg, der Verzehr von Schweinefleisch 4,1 kg und der Verzehr von Schaffleisch 2,6 kg. Der gesamte jährliche Pro-Kopf-Fischverbrauch in Afrika von 2017-2019 betrug hingegen 20,4 kg, wobei die OECD schätzt, dass der Pro-Kopf-Verbrauch bis 2029 nicht signifikant steigen wird, da das Bevölkerungswachstum in Afrika das Fischangebot übersteigt. Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) bereits 2016 nach HIV/Aids als häufigste Todesursache in Südafrika genannt wurden und neuere Untersuchungen aus dem Jahr 2018 darauf hindeuten, dass Bluthochdruck und zunehmende Adipositas-Trends sich auch auf Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen ausbreiten, darunter eben auch in Subsahara-Afrika, ist es an der Zeit Innovationen zu fördern.
Trotz obiger Zahlen ist Veganismus in der afrikanischen Esskultur keineswegs neu. Wie Nicola Kagoro, Gründerin von African Vegan on a Budget, in einem Interview mit ProVeg International sagte: „[immer mehr] Afrikaner werden nicht [erstmalig] vegan, sondern kehren zum Veganismus zurück”. Veganismus stellt vermeintlich eine Rückkehr zu den Ursprüngen der afrikanischen Kulturen und eine Bewegung zum Schutz der Tierrechte und der öffentlichen Gesundheit dar. Wie Peta2 zeigt, gibt es verschiedene afrikanische vegane Gerichte und Gerichte, die auch leicht vegan zubereitet werden können: ostafrikanische Chapatis, nigerianische Chin Chin’s, äthiopische Komen Gitfo…und viele mehr wie das ugandische Nationalgericht Matooke, das zum Beispiel mit Binyebwa zusammen gegessen werden kann.
Teaming Up: Afrikanische und Deutsche Start-Ups
‘Too Good To (Not) Go Vegan’
Da Deutschland im Jahr 2020 als drittgrößter Exporteur von verbraucherorientierten Agrarprodukten weltweit benannt wurde, könnten (süd-)afrikanische und deutsche Start-ups, die sich mit Tierrechten, Gesundheits– und Umweltproblemen sowie sozialer Gerechtigkeit auseinandersetzen wollen, von ihren unterschiedlichen Kenntnissen profitieren. Zumal der globale vegane Lebensmittelmarkt von Innovationen lebt, haben beide Länder einander viel zu bieten. Während sich die Produktinnovation in Deutschland in den letzten Jahren mit Marken und Bewegungen wie Too Good To Go, Veganz, Like Meat, Made with Luve und Simply V in einer Verbraucherumfrage 2021 an erster Stelle rangiert, könnten afrikanische Unternehmer in der Lebensmittelindustrie Kenntnisse über die traditionelle afrikanische Küche einbringen, die sicherlich zu Innovationen auf dem deutschen Markt führen könnten.
Während man technisches Wissen benötigt, um ein Produkt vegan herzustellen, erfordert die Hervorhebung eines bestimmten Produkts die Multiplikation und Diversifizierung der Verwendungsmöglichkeiten des Letzteren. Nicht zuletzt verwundert es nicht, dass Veganz 2021 zur beliebtesten Lebensmittelmarke Deutschlands gekürt wurde, denn im Gegensatz zu wenigen anderen veganen Lebensmittelmarken umfasst das Sortiment 120 pflanzliche Alternativprodukte. Letzteres zeigt, dass Veganismus keine Kompromisse bei der Produktvielfalt eingehen darf, sondern Möglichkeiten bietet, traditionelle Gerichte mit Liebe zum Detail nachzubilden. In Afrika hat VeggieVictory bewiesen, dass letzteres funktioniert! Seit der Eröffnung des VCafé Restaurants, das unter anderem vegane Kilishi und Jollof mit VChunks serviert, ist klar, dass vegane Alternativen für jedermann geeignet sind. Angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums in Nigeria möchte VeggieVictory eine gesunde und langfristig erschwingliche Alternative bieten.
Stichwort Ernährungsicherheit
Ein Austausch zwischen deutschen und afrikanischen Unternehmern könnte die Produktion steigern und zu einer Diversifikation von Produkten in beiden Regionen führen. Investitionen in pflanzliche Alternativen in verschiedenen afrikanischen Ländern könnten eindeutig ein Projekt sein, das von dem Ziel geleitet wird, sozioökonomische Probleme wie Ernährungssicherheit und öffentliche Gesundheit effektiv anzugehen, insbesondere angesichts ihrer grundlegenden Auswirkungen auf andere Aspekte des Lebens (z. B. Bildung, Beschäftigung, Armut). Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind 282 Millionen Menschen in Afrika unterernährt, wobei von 2019 bis 2020 ein starker Anstieg (5,4 %) zu verzeichnen war. Derzeit ist dies etwa das 3,5-fache der deutschen Bevölkerung. Während Mittel- und Ostafrika in Bezug auf Unterernährung die größten Hürden haben, folgen Westafrika und das südliche Afrika.
Eine ‘vegane Expansion’ nach Afrika könnte dabei durch die Zusammenarbeit mit afrikanischen Unternehmern und Arbeitern beschleunigt werden, die über Expertenwissen der lokalen Märkte verfügen und effektiv Lösungen für die Zugänglichkeit veganer Produkte in ländlichen Regionen und in Fluchtsituationen konzipieren könnten. Dabei darf die Schaffung von lokalem Wissen und Arbeitsplätzen auch in Bereichen wie Produktion, Rechnungswesen, Produktentwicklung, Lebensmittelsicherheit, Markenführung, Kommunikation, Community Management, Personalwesen und Rechtsangelegenheiten nicht vergessen werden. Letzteres würde schließlich nicht nur einige der UN-Nachhaltigkeitsziele adressieren, sondern auch dafür sorgen, dass die Menschen im ländlichen Raum bei der Produktentwicklung mitreden. Dies könnte zumindest langfristig auch bedeuten, sich von der alleinigen Abhängigkeit von humanitärer Nahrungsmittelhilfe dort zu lösen, wo sie gebraucht wird. Andererseits könnten sich humanitäre Organisationen aktiv an der Mitgründung deutsch-afrikanischer veganer Start-ups in Afrika beteiligen.
Vegane Start-Ups in Afrika 2021
Nachfolgend finden Sie einige vegane Start-ups aus Afrika, die von den Medien bereits viel gelobt wurden. Vor allem da die vegane Start-up-Szene in Afrika immer noch wächst, besteht angesichts der wachsenden Nachfrage und des Potenzials an pflanzlichen Produkten in (Süd-)Afrika ein enormes Potenzial für Start-ups. Lassen Sie sich von den folgenden Start-ups inspirieren und mailen Sie uns Ihren Businessplan, falls Sie mit einer innovativen Lösung in diesen Markt einsteigen wollen!
Name | Land | Kurzporträt | Vision |
De Novo Dairy | Südafrika | De Novo Dairy wurde im Juni 2021 in Südafrika von Jean Louwgrens, Richard Grieves, Dr. Lea Bessa und Joni Symon gegründet. | Das Unternehmen möchte das erste in Südafrika sein, das milchfreie Produkte auf Basis von Fermentation mit dem Verbrauch von weniger Wasser, weniger Land und weniger Energie herstellt, und gleichzeitig einen veganen Lebensstil fördert, der Tierrechte adressiert. |
Fry Family Food | Südafrika | Ab 1991 begann die Familie Fry mit der Herstellung von pflanzlichem Fleisch für den Eigenbedarf. Mittlerweile bietet sie auf dem südafrikanischen Markt und darüber hinaus ein breites Sortiment an nicht gentechnisch veränderten, MSG-freien, konservierungsmittelfreien und veganen Produkten an. | Das Unternehmen glaubt an ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis, bei dem der Schutz der Tierrechte genauso wichtig ist wie die öffentliche Gesundheit und die Gesundheit unseres Planeten. |
Veggie Victory | Nigeria | VeggieVictory ist Nigerias erstes pflanzenbasiertes Food-Tech-Unternehmen, das 2013 von Hakeem A. Jimo gegründet wurde. | VeggieVictory zielt darauf ab, sozioökonomische Probleme anzugehen und gleichzeitig einen nachhaltigeren und gesünderen Lebensstil zu fördern. |
Yococo | Südafrika | Yococo ist ein südafrikanisches Unternehmen, das 2016 von Sinenhlanhla Ndlela gegründet wurde und milchfreies veganes Eis herstellt, wobei die Sorten auf Farbtherapie und den 7 Chakren basieren. | Yococo verwendet hauptsächlich lokale Zutaten und setzt auf umweltfreundliche Verpackungen. Das Unternehmen setzt sich also nicht nur für die Tierrechte ein, sondern interessiert sich auch für das lokale ‘Glück’ und das Glück der Umwelt. |
Centurion Plus
Ob Sie mit Ihrem Businessplan bereits fertig sind oder sich einen Überblick über die Chancen in einem bestimmten afrikanischen Markt verschaffen möchten, wir unterstützen Ihr Start-up in der (veganen) Lebensmittelindustrie in Afrika gerne mit kompetenter Beratung. Insbesondere bieten wir Ihnen unter anderem wertvolles Know-how in den Bereichen Schutz geistigen Eigentums, Einwanderung, Umzug, Beschäftigung, Steuern, Finanzen und Tech. Je innovativer Ihr Unternehmen sein soll, desto klarer müssen die Strategien im Vorfeld entwickelt werden. Sollten Sie ein afrikanischer Unternehmer sein, der sich stattdessen für eine Existenzgründung in Deutschland interessiert, können wir Sie auch mit den oben genannten Dienstleistungen effektiv unterstützen. Da unser Unternehmen über verschiedene Niederlassungen in Afrika und Deutschland verfügt, ist unsere Expertise grenzüberschreitend.
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