Regionale Zusammenarbeit Muss Sich Auf Ein Ausdifferenziertes Verständnis Von ‘Unternehmern’ Stützen
Wie die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in einer ihrer jüngsten Publikationen betont, „will die Bundesregierung die SADC stärken, um die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Region zu fördern”, jeweilige Lebensstandards zu erhöhen und die Armut langfristig zu lindern – durch regionale Integration, „demokratische Prinzipien und eine gerechte und nachhaltige Entwicklung”. Die Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) zeichnet sich, wie in der Publikation hervorgehoben wird, tendenziell durch Frieden und Stabilität aus – zumindest im Vergleich zu anderen Communities der Afrikanischen Union (AU). Die SADC setzt sich aus den folgenden Ländern zusammen und umfasst 16 Mitgliedsstaaten mit einer Bevölkerung von 300 Millionen Menschen: Angola, Botsuana, Komoren, Demokratische Republik Kongo, Eswatini (Swasiland), Lesotho, Madagaskar, Malawi, Mauritius, Mosambik, Namibia, Seychellen, Südafrika, Vereinigte Republik Tansania, Sambia und Simbabwe.
Während man annehmen könnte, dass die Förderung des bilateralen Handels durch die regionale Zusammenarbeit Deutschlands mit der SADC in der Tat zur „Unterstützung von sozial Benachteiligten” führt, könnte dieses Narrativ wohl davon profitieren, anhand neuerer Forschung weiter untersucht zu werden, insbesondere im Hinblick auf den Unterschied zwischen der Förderung des bilateralen Handels und des Unternehmertums. Wie Maud Victoria Hutchinson in ihrer Doktorarbeit an der Universität von Kwazulu-Natal argumentiert, wird in der Forschung manchmal „ein ungenaues und romantisiertes Bild des Unternehmers” aufrechterhalten, und die Diskurse über das Unternehmertum in Lehrbüchern sowie in der globalen Literatur fördern zumindest in einigen Fällen einige einseitige ontologische Ideologie. Eingebettet in eine neoliberalistische und kapitalistische Ideologie, so spezifiziert Hutchinson, entstehe die Vorstellung, dass unternehmerischer Erfolg mit der „Maximierung unternehmerischer Freiheiten” verbunden sei. Als Folge weiterer Verallgemeinerungen in der Abwesenheit tiefer gehender Forschung, wird dann häufig der Schluss gezogen, dass die Selbstverwirklichung, der Freihandel, der unternehmerische Erfolg, die Linderung der Armut und die Rettung von Volkswirtschaften vor dem Niedergang unmittelbar Hand in Hand gehen. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass lokale Gegebenheiten möglicherweise kleine Anpassungen der öffentlichen, wirtschaftlichen und sozialen Politik sowie verschiedener Arten von Gesetzen und Vorschriften (d. h. IIL, Vorschriften, die sich auf den bilateralen Handel und die Mobilität beziehen, wie das AU Free Movement of Persons Protocol) erfordern.
Nach Hutchinson sind weitere umfangreiche Forschungsanstrengungen erforderlich, um zu untersuchen, ob tatsächlich immer ein positiver Zusammenhang zwischen unternehmerischer Initiative und Wirtschaftswachstum besteht. Auf der Grundlage regionaler Forschungsarbeiten erinnert Hutchinson daran, dass die KMU in Brasilien zwischen 1985 und 2004 beispielsweise nicht vom Wirtschaftswachstum profitiert haben. Andere Studien, die Hutchinson anführt, haben bewiesen, dass in einigen Fällen ein positiver Zusammenhang zwischen „exportorientierten Unternehmertum in der Frühphase” und Wirtschaftswachstum in Ländern mit hohem Einkommen besteht. Einige Fragen, die in aktuellen und regionalen Kontexten gestellt und erforscht werden sollten, sind daher: 1.) Wo behindert das Wirtschaftswachstum den Erfolg verschiedener Arten von unternehmerischer Tätigkeit und warum?, 2.) Welche Rolle spielen Start-up-Ökosysteme, Institutionen und andere Interessengruppen in der Gleichung ‘unternehmerischer Erfolg gleich Wirtschaftswachstum’?, 3.) Welche positiven (sozio-)wirtschaftlichen Auswirkungen kann unternehmerische Tätigkeit haben, wenn ‘kein Wirtschaftswachstum’ vorhanden ist? Wie die letztgenannten Fragen andeuten, ist die Definition von Wirtschaftswachstum ohnehin stets umstritten. Wenn es um die Darstellung von ‘Unternehmern’ durch Diskurse geht, kommt es darauf an, zu verstehen, wer sie eigentlich sind, und dies kann wohl durch die Erforschung der von ihnen ausgehenden Wirkungen geschehen.
Wenn Sie diesen Artikel in der Erwartung gelesen haben, nur etwas über den bilateralen Handel zwischen der SADC und Deutschland zu hören, dann werden Sie sich vielleicht fragen: Warum ist denn eine korrekte ‘Repräsentation’ von Unternehmern so wichtig? Die Antwort hierauf ist einfach. Um Unternehmer in der SADC wirksam unterstützen zu können, muss man eben genau wissen, wer sie sind. Einige der Unternehmer haben vielleicht gar keine Ahnung vom internationalen Handel und sind eher daran interessiert, einen lokalen Impact zu erreichen. Andere haben den Beruf des ‘Unternehmers’ vielleicht wie jeden anderen Job oder als ‘Überlebensstrategie’ gewählt. Wie aus der oben-genannten GIZ-Publikation hervorgeht, leben „60% der Einwohner der SADC immer noch unter der Armutsgrenze von 1,90 USD pro Tag”, wobei die Lebensgrundlagen der Fischereigemeinden in einem Artikel des FAO-Newsletters zur Aquakultur als mit am stärksten gefährdet herausgestellt wurden. Um sowohl internationale Investitionen zur Unterstützung verschiedener Arten von ‘Unternehmern’ effektiv zu verteilen als auch maßgeschneiderte Programme und Anstrengungen zur Förderung der Entwicklung des Humankapitals zu fördern, wäre es wohl wichtiger zu untersuchen, wo sich unternehmerische Aktivitäten positiv auf die Armutsbekämpfung auswirken als auf das Wirtschaftswachstum.
Insgesamt lässt sich sagen, dass es nicht den einen bestimmten Typus des ‘Unternehmers’ gibt. Es gibt jedoch verschiedene Diskurse darüber, was das Unternehmertum kennzeichnet, und diese Diskurse haben unweigerlich bereits die Politikgestaltung beeinflusst, die auf die ‘Grand Narrative’ eines florierenden bilateralen Handels ausgerichtet ist. Dies spiegelt sich wohl auch darin wider, dass es der SADC noch nicht gelungen ist, das AU Free Movement of Persons Protocol vollständig zu ratifizieren. Wie Victor Amadi, Postdoktorandin am Centre for Comparative Law in Africa an der Universität Kapstadt, und Patricia Lenaghan, außerordentliche Professorin für International Trade Law, Regional Integration and Development an der Universität Western Cape, darlegen, sollte die SADC im Hinblick auf die Förderung von stärkeren regionalen Beziehungen, eine aufstrebende ‘panafrikanische Identität’ und die AU-Agenda 63 an einer weniger restriktiven Politik arbeiten, wenn es um die Bewegungsfreiheit und Mobilität von Personen geht. Schließlich dienen die internationale Wirtschaft und das Unternehmertum nicht nur dazu, Volkswirtschaften vor ihrem Niedergang zu bewahren. Daher sollte der ‘menschliche’ Aspekt des Unternehmertums nicht außer Acht gelassen werden, insbesondere wenn nachhaltige und integrative Entwicklung im Mittelpunkt der AU-Agenda 63 und der deutschen regionalen Zusammenarbeit mit der SADC stehen. Aber wie wird dieser ‘menschliche’ Aspekt derzeit vermeintlich ausgelöscht?
Kurz gesagt, liegt die Antwort in der einseitigen Darstellung von ‘Unternehmern’. Während die oben erwähnte ‘Grand Narrative’ ohne Zweifel die Kapazität besitzt, internationale Investoren dazu zu motivieren in Afrika zu investieren, sollte die Politik immer berücksichtigen, wo Handelsexpansion und unternehmerischer Erfolg im Konflikt stehen. Die diversen Arten von Unternehmern (d.h. Kleinstunternehmer, Geschäftsunternehmer, Handelsunternehmer, Industrieunternehmer usw.) sollten in verschiedenen lokalen und regionalen Kontexten identifiziert werden, um die Auswirkungen, die sie schaffen und beabsichtigen, besser zu begreifen. Dies kann auch zu einem besseren Verständnis ihrer besonderen Unterstützungsbedürfnisse und zu einer Analyse der Auswirkungen führen, die sie letztlich auf ihren eigenen Lebensunterhalt sowie auf den der lokalen und gegebenenfalls internationalen Gemeinschaften haben könnten. Damit soll weder die ‘Grand Narrative’, die Afrika als einen aufstrebenden und mächtigen Akteur in der internationalen Wirtschaft, im Unternehmertum und in der Entwicklung positioniert, entkräftet werden, noch soll behauptet werden, dass die (inter-)regionale Politik Minderheiten und insbesondere Kleinstunternehmer nicht im Blick hat. Stattdessen soll daran erinnert werden, wie wichtig es ist, den internationalen Handel und internationalen Investitionen im neuen Kontexten zu analysieren.
In einer Veröffentlichung der Internationalen SADC-Konferenz über Armut und Entwicklung ‘Regional Economic Integration: A Strategy for Poverty Eradication Towards Sustainable Development’ aus dem Jahr 2008 heißt es: „Die Entwicklung von KMU sollte als Mittel zur Förderung der Expansion lokaler Unternehmer und des Privatsektors in den SADC-Volkswirtschaften gesehen werden” – und so sollte in jüngster Zeit die Förderung eines ‘interkontinentalen und globalen Unternehmertums’ erfolgen. Angesichts des Wirtschaftspartnerschaftsabkommens zwischen der EU und der SADC, das einen zoll- und quotenfreien Zugang zum EU-Markt ermöglicht und auf eine wirtschaftliche Diversifizierung abzielt, wird es immer wichtiger, sich mit der Frage zu befassen, wie der Erfolg der ‘Grand Narrative’ des Unternehmertums und die damit verbundenen Einnahmen umverteilt werden könnten, um lokale Unternehmen zu finanzieren, die teilweise vielleicht kein ausdrückliches Interesse daran haben, ihr Geschäft zu vergrößern oder in größere Netzwerke und Wertschöpfungsketten eingebettet zu werden. Das Unternehmertum sollte nicht nur eine praktikable Option für afrikanische Geschäftsleute sein, die große Ziele verfolgen, sondern auch eine legitime Berufswahl für lokale Experten und Geschäftsleute. Die Skalierung afrikanischer Unternehmen wird ohne Zweifel zur Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten im breiteren Bereich des Unternehmertums führen. In diesem Zusammenhang könnte man eben auch darüber diskutieren, wie flexiblere Formen der Beschäftigung in solchen Gemeinschaften geschaffen werden können.
Centurion Plus
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