Da junge Menschen und Hochschulabsolventen zunehmend auf der Suche nach einem Beruf mit “purpose” sind, der gesellschaftliche Probleme löst, haben Social Start-ups in Deutschland und weltweit an Bedeutung gewonnen. In diesem Artikel werden die Bedeutung von Social Entrepreneurship, Beispiele von erfolgreichen start-ups sowie relevante Branchennetzwerke in Deutschland näher beleuchtet.
Was ist soziales Unternehmertum?
Social Entrepreneurship steht für junge Unternehmen, die das Ziel haben, die heutige Gesellschaft positiv zu verändern. Sozialunternehmen versuchen, durch unternehmerische Ideen, Produkte und Dienstleistungen ein soziales Problem zu lösen und dabei effizient und profitabel zu arbeiten. Das heißt, sie wollen durch neue Innovationen Geld verdienen und dabei Gutes tun. Daher denken und handeln diese Unternehmen und Start-ups langfristig und berücksichtigen dabei die Bedeutung der Nachhaltigkeit. Für sie hat der gesellschaftliche Mehrwert Vorrang vor dem persönlichen Gewinn. Der wesentliche Unterschied zu konventionellen Unternehmen besteht darin, dass Social Start-ups die Ausbeutung von Ressourcen nicht als Mittel zur Erreichung von Geschäftszielen und Gewinn akzeptieren.
Social Entrepreneurship in Deutschland
In Industrienationen wie Deutschland sind Sozialunternehmen häufig in den Bereichen Bildung, Migration, Umweltschutz oder Fairer Handel aktiv. Diese Unternehmen stellen sich aktuellen und relevanten globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel, der sozialen Spaltung, der digitalen Transformation oder der alternden Gesellschaft in Deutschland. Nach Angaben der Europäischen Kommission ist jedes vierte Start-up in Europa ein Sozialunternehmen.
Der deutsche Social Entrepreneurship Monitor von 2019 berichtet, dass mehr als 80 % der Sozialunternehmer ihre Wirkung auf die Gesellschaft höher einschätzen als die Maximierung ihres Gewinns. Daneben betonen diese Unternehmen Werte wie Empathie, Engagement und Kooperation und pflegen eine familienorientierte Unternehmenskultur. Auch wenn die Gehälter im Vergleich zu anderen Branchen niedriger sind, wird das Arbeitsklima in Social Start-ups als besser empfunden. Rund 85 % der Social Start-ups geben an, dass sie ihre Mitarbeiter aktiv in strategische Entscheidungen einbeziehen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt von Social Start-ups ist Diversität und Inklusion. Rund 53 % aller Gründer von Sozialunternehmen sind weiblich, im Vergleich zu 16 % in der traditionellen Startup-Branche. Darüber hinaus sind deutsche Sozialunternehmen besonders inklusiv, da 30 % ihrer Mitarbeiter körperliche oder geistige Beeinträchtigungen haben. Der nationale durchschnittliche Anteil bei privaten Unternehmen in diesem Bereich wird auf 4 % geschätzt.
Herausforderungen von Social Entrepreneurship in Deutschland
Wie eine aktuelle Studie zeigt, beklagen mehr als 50 % aller Social Entrepreneurs in Deutschland, dass für sie die schwierigsten Herausforderungen die Rechtsform und geeignete Finanzierungsmöglichkeiten betreffen. Dies bezieht sich auf die Seed-Finanzierung, die Anschlussfinanzierung sowie den allgemeinen Zugang zum Finanzmarkt für Social Startups. Der Großteil der deutschen Social Startups wird durch eigene Ersparnisse der Gründer, staatliche Zuschüsse und durch Innenfinanzierung finanziert. In Bezug auf die Rechtsform erweist sich die Verbindung des sozialen Aspekts mit dem unternehmerischen Faktor als herausfordernd. So ordnen sich rund 58 % der Sozialunternehmen einer eher kommerziell orientierten Rechtsform zu, während 46 % in einer eher sozial ausgerichteten Rechtsform agieren. Die dritte Herausforderung, mit der die Unternehmer konfrontiert sind, ist die fehlende Unterstützung und öffentliche Wahrnehmung. Laut dem Bundesverband Soziales Unternehmertum e.V. schätzten im Jahr 2020 80 % der sozialen Gründer die Unterstützung für soziales Unternehmertum durch die Politik als gering ein.
Erfolgreiche soziale Start-ups in Deutschland
Ecosia
Die Suchmaschine Ecosia ist ein grünes Start-up aus Berlin, das 2009 gegründet wurde. Das Unternehmen spendet mindestens 80 % seiner Gewinne an gemeinnützige Organisationen, die sich auf die Wiederaufforstung konzentrieren. Ecosia nutzt das generierte Geld aus Werbeanzeigen, um Bäume für die Umwelt zu pflanzen. Bislang haben sie über 100 Millionen Bäume gepflanzt dank der rund 7 Millionen aktiven Nutzern. Die Mehrheit dieser Nutzer ist unter 30 Jahre alt.
Enpal
Enpal hat seinen Sitz in Berlin und macht erneuerbare Energien für jedermann zugänglich und revolutioniert damit den Solarenergiesektor. Das Unternehmen wurde 2017 gegründet und bietet Solarlösungen zur Miete durch innovative Finanzierung an. Wie das Technologiemagazin TechEU berichtet, haben die Gründer des deutschen E-Commerce-Riesen Zalando „Millionen Euro“ in das grüne Technologie-Start-up investiert.
Planetly
Das Berliner Startup und Softwareunternehmen Planetly bietet digitale Tools an, die Unternehmen dabei unterstützen, ihre CO2-Emissionen zu analysieren, zu reduzieren und auszugleichen und so ihren gesamten ökologischen Fußabdruck zu verringern. Im Jahr 2020 hat das Social Startup ein Investment von 5,2 Millionen Euro erhalten.
Simpleclub
Simpleclub ist ein deutsches EdTech (Educational Technology) Unternehmen, das eine Online-Lernplattform und App mit Tausenden Lernvideos, interaktiven Übungen und Zusammenfassungen für Schüler, Studenten und Lehrer in Deutschland anbietet. Während Covid-19, als Folge der Schließung von Schulen, bot Simpleclub einen kostenlosen Monat für Schüler und Lehrer an. Das Unternehmen hat ein VC-Investment in Höhe von 2 Millionen Euro von HV Holtzbrinck Ventures erhalten und hat derzeit mehr als 1 Million monatlich aktive Nutzer.
nebenan.de
Das Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de verbindet Nachbarn über alle Altersgruppen hinweg, um Kontakte zu knüpfen, Waren zu kaufen und zu verkaufen, lokale Geschäfte zu fördern und nachbarschaftliche Unterstützung bei Covid-19 anzubieten. Das Start-up hat derzeit mehr als 1 Million aktive Nutzer in Deutschland und plant, europaweit zu expandieren. Bislang haben sie rund 24 Millionen Euro an Investitionen eingeworben.
Ressourcen und Veranstaltungen zur Unterstützung von Social Entrepreneurship
- Der Verein Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland e.V. (Send e.V.) verbindet Social Entrepreneurs mit Politik, Öffentlichkeit und Wirtschaft.
- Seit 2009 veranstaltet die weltweit renommierte Wirtschaftshochschule WHU die Social-Entrepreneurship-Konferenz „SensAbility“ mit Networking-Möglichkeiten, Podiumsdiskussionen und Karriere-Sessions.
- Der Impact Hub in Berlin bietet Sozialunternehmern Zugang zu Vernetzungsmöglichkeiten und Arbeitsräumen. Darüber hinaus veröffentlicht der Hub jährlich einen globalen Impact Report über soziales Unternehmertum weltweit und bietet Beratungsleistungen an.
Centurion Plus
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