Laut ‘Startups & Places’, dem offiziellen Blog von Startup Heatmap Europe, hat die DEEP Ecosystems Conference im April 2021 zwei Informationsschriften veröffentlicht, die Folgendes ansprechen: 1) eine bessere Zusammenarbeit zwischen Startup-Ökosystemen und Kultur- und Kreativindustrien, und 2) eine gerechte Verteilung bei der Förderung von weiblichen und männlichen Unternehmern. Während letztere Forderungen sicherlich spiegeln, wo gearbeitet werden muss, erörtet dieser Artikel darüber hinaus, warum es jetzt an der Zeit ist, migrantische Unternehmerinnen und Unternehmer im Kreativ- und Kulturbereich in Deutschland zu unterstützen, seien sie weiblich, männlich, queer oder trans. Unter anderem, zeigt dieser Artikel auf, wie Investoren Lücken im Migrationsrecht und die Diskriminierung von Minderheiten angehen könnten.
Bezüglich des Kulturerbes
Wie Vincent Van Gogh sagte: „Im Leben eines Künstlers ist der Tod vielleicht nicht das Schwierigste”. Tatsächlich ist es allgemein anerkannt, dass einige Künstler erst nach ihrem Tod für ihre Arbeit anerkannt werden. Und während Frida Kahlo sagte, dass die „Leidenschaft eine Brücke ist, die einen vom Schmerz zur Veränderung führt”, sollte das letztere Zitat nicht verwendet werden, um alle Arten von gesellschaftlichem Versagen im Individuum zu lokalisieren. Gerade wenn es darum geht, als Künstler, Musiker oder Freiberufler in der Kreativ- und Kulturwirtschaft Gewinne zu erwirtschaften, kann die Gründung eine Herausforderung sein! Vor allem als jemand, der in der EU Asyl beantragt und keine nennenswerten Ersparnisse oder einen zusätzlichen hochqualifizierten Job hat, der ihm leicht Mobilität durch die Blaue Karte EU verschaffen könnte. Letzteres bedeutet, dass angesichts der beginnenden Umsetzung des neuen EU Migration- und Asyl-Pakets die Frage gestellt werden muss, was ist mit Künstlern?
Obwohl Konventionen wie das UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt künstlerische Schöpfungen wie Denkmäler (d.h. architektonische Werke, Werke der monumentalen Bildhauerei und Malerei), Gebäudegruppen und Stätten (d.h. archäologische Stätten), die „vom Standpunkt der Geschichte, Kunst oder Wissenschaft aus von herausragendem universellem Wert sind”, schützt, hat sich in der heutigen Zeit noch wenig getan, wenn es um den Schutz von Künstlern und ihrer Arbeit geht. Ironischerweise bleibt dies der Fall, obwohl die Digitalisierung zu einem wichtigen Pfeiler der EU-Politik geworden ist und viele Künstler von außerhalb der EU über Kenntnisse in kreativen und digitalen Programmen sowie über Fremdsprachenkenntnisse verfügen.
Mit anderen Worten, es könnte jetzt an der Zeit sein, sich nicht mehr allein auf das kulturelle Erbe zu konzentrieren und aktiv in Künstler und ihre Lebensgrundlagen zu investieren. Während Künstler in Deutschland ein Visum für eine selbständige Tätigkeit beantragen können, ist letzteres mit gewissen Hürden verbunden. Wenn Künstler in Deutschland ein eigenes Unternehmen gründen wollen, müssen sie nämlich nachweisen, dass:
- Eine regionale Nachfrage nach ihrem Produkt oder ihrer Dienstleistung besteht;
- Ihr Geschäft einen positiven Einfluss auf die deutsche Wirtschaft haben wird;
- Sie über genügend Kapital verfügen und/oder Investoren Letzteres sichern;
- Sie für eine ausreichende Altersvorsorge gesorgt haben, insofern sie 45 Jahre oder älter sind.
Insofern kann man sagen, dass es nicht einfach ist, sich als Künstler in Deutschland selbstständig zu machen. Gerade da viele Gründer in Deutschland selbst mit der Finanzierung ihres eigenen Unternehmens kämpfen und es an Kooperationen zwischen Startup-Ökosystemen und der Kultur- und Kreativwirtschaft mangelt, sind migrantische Künstlerinnen und Künstler aus einkommensschwachen Ländern mit deutlichen Herausforderungen konfrontiert. Eine weitere, weniger kostenintensive Möglichkeit ist die Tätigkeit als Freelancer, wobei Letztere von den Bewerbern folgende Schritte erfordert. Unter anderem müssen sie nachweisen, dass sie:
- Genügend Kapital für ihre geschäftlichen Pläne zurechtgelegt haben;
- Anerkannte Lizenzen zur Ausübung der betreffenden Tätigkeit erworben haben;
- Für eine ausreichende Altersvorsorge gesorgt haben, insofern sie 45 Jahre oder älter sind.
Vor allem, da die Anerkennung von Lizenzen gegenüber jahrzehntelanger Erfahrung für viele Künstler eine Hürde darstellen kann, haben letztere Visa allerdings ihre eigenen Tücken. Um es auf den Punkt zu bringen, sowohl die Fokussierung auf solche einseitigen Kriterien bei gleichzeitiger Betonung der Bedeutung des kulturellen Erbes, als auch die starke Einschränkung der Mobilität von Künstlern mit Migrationshintergrund, schränken Innovationen in der Kreativ- und Kulturwirtschaft erheblich ein und adressieren Kunst nicht direkt als Arbeit bzw. Handwerk. Gerade weil die Kulturdiplomatie oft sogar als die politische Arbeit von Botschaften angesehen wird, macht ein solches Vorgehen wenig Sinn, wenn Künstler doch so viel beizutragen haben!
Bezüglich der Einbindung von KünstlerInnen mit Migrationshintergrund in die Kulturdiplomatie und den Arbeitsmarkt
Nach Angaben des Instituts für Kulturdiplomatie (icd), kann letztere…
„…am besten als eine Vorgehensweise beschrieben werden, die auf dem Austausch von Ideen, Werten, Traditionen und anderen Aspekten der Kultur oder Identität basiert und diese nutzt, sei es, um Beziehungen zu stärken, die soziokulturelle Zusammenarbeit zu stärken, nationale Interessen zu fördern und darüber hinaus; Kulturdiplomatie kann entweder vom öffentlichen Sektor, dem privaten Sektor oder der Zivilgesellschaft praktiziert werden.”
(icd, o. D.)
As the latter definition shows, cultural diplomacy resonates with the concept of an active citizenship, but also with concepts such as democracy, diversity and integration. While the bureaucratic processes of migration might be quite frustrating, art offers a tool for expressing one’s journey and becoming an active citizen who contributes new ideas to the status quo in the EU and Germany. Especially, if you are an investor who seeks to contribute to promoting intercultural dialogue through art and other creative media, you might however wonder what you can do.
Wie die letztgenannte Definition zeigt, resoniert die Kulturdiplomatie mit dem Konzept einer aktiven Bürgerschaft sowie mit weiteren Konzepten wie der Demokratie, der Diversität und der Integration. Während die bürokratischen Aspekte von Migrationsprozessen ziemlich frustrierend sein können, könnte man sich die Kunst als ein Mittel vorstellen, was erlaubt, die eigene Reise zu verarbeiten und sie als aktiver Bürger bewusst zu reflektieren, gerade um neue Ideen voranzubringen, die den Status quo in der EU und in Deutschland nochmal hinterfragen. Vor allem, wenn Sie als Investor einen Beitrag zur Förderung eines interkulturellen Dialogs durch die Kunst und andere kreative Medien leisten möchten, fragen Sie sich aber vermutlich noch, was Sie eigentlich tun können.
Nachfolgend haben wir für Sie einige Empfehlungen aufgelistet, die sich an den Herausforderungen orientieren, denen migrantische Künstlerinnen und Künstler auf ihrem Weg nach Deutschland und in die EU gegenüberstehen:
- Wenn Sie ein mittelständisches Unternehmen auf dem deutschen Markt mit Fachkräftebedarf in den Bereichen Illustration, Kommunikation und Marketing sind, entwerfen Sie Traineeprogramme und richten Sie sich gezielt an Künstler mit Migrationshintergrund, denen Sie beispielsweise in Kooperation mit Hochschulen einen anerkannten Abschluss oder ein Zertifikat anbieten. Insbesondere da die Erlangung anerkannter Abschlüsse oft teuer ist und oftmals nur bürokratischen Zwecken dient, würde Letzteres es etwas einfacher für Migranten machen, ihre Fähigkeiten in Deutschland einzubringen.
- Als öffentlicher Investor in Deutschland mit Interesse an Migration, Entwicklung, Diplomatie, Kultur, Menschen- und Arbeitsrechten, könnten Sie politische Lücken gezielt (z.B. im EU Migrations- und Asyl-Paket) auf der Mikroebene entgegenwirken. Auch wenn die Umsetzung langfristiger Veränderungen einige Zeit in Anspruch nimmt, ist es nie zu früh, Austauschprogramme einzurichten, die es Künstlern ermöglichen, lokale Verbindungen aufzubauen, zum Kultur- und Wissensaustausch beizutragen und Innovationen nach Deutschland zu bringen. Kulturelle Kooperationsprojekte sollten sich nicht nur an Schüler und Studenten richten, denn Kunst ist, im Wesentlichen, Arbeit.
- Investieren Sie als privater Investor mit einem Faible für Kunst und Kultur in Start-ups, KMUs und andere Unternehmen, die Künstler mit Migrationshintergrund einstellen und aktiv daran arbeiten, ihre Beschäftigungspolitik zum Schutz der Arbeitnehmerrechte von Künstlern mit Migrationshintergrund zu beeinflussen. Wenn überhaupt, gibt es nur wenige Unternehmen, die ein Visum für Künstler von außerhalb der EU sponsern.
- Als Start-up, das sich für Innovation in der Kreativ- und Kulturwirtschaft interessiert, haben Sie viele Möglichkeiten. Um Ihnen eine konkrete Gründungsidee zu geben, Sie könnten zum Beispiel ein Online-Netzwerk gründen, das migrantische Künstler auf ihrem Weg nach Deutschland mit Investoren, Unternehmen, Museen, Botschaften, Kunsthochschulen und dergleichen zusammenbringt. Die Förderung eines Austauschs über eine Plattform, die Migranten das Start-up-Ökosystem näherbringt, könnte es ermöglichen, vor einem Visumantrag wertvolle Verbindungen herzustellen.
Centurion Plus
Ob Sie Kunstliebhaber sind oder sich für Migration, Minderheitenrechte und Inklusion interessieren, unser vielfältiges Team aus kompetenten Rechtsexperten und Beratern kann Sie mit einer soliden wirtschaftlichen und rechtlichen Beratung unterstützen, auch in den Bereichen wie Schutz des geistigen Eigentums, Migration, Umzug, Arbeit und Beschäftigung, Steuern etc. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie ein Start-up gründen wollen, um migrantische Künstlerinnen und Künstler auf ihrem Weg nach Deutschland zu unterstützen oder, ob Sie den politische Wirkung Ihrer Arbeit durch ein solches Vorhaben erweitern wollen. Ob Sie ein Investor oder Start-up sind, wir unterstützen Sie dabei, die Wirkung Ihrer Idee zu beschleunigen und Letztere in die Tat umzusetzen.
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