Wie das Weltwirtschaftsforum (WE Forum) bekannt gegeben hat, belief sich das Wachstum des afrikanischen Kryptomarktes im Laufe von September 2020-2021 auf $105,6 Milliarden. Das WE Forum hat Afrika zudem als „next crypto frontier” betitelt und betont, dass Afrikas Bevölkerung ohne Bankverbindung (57%/789 Millionen) einen riesigen Markt für den Erfolg darstellt. Da The Africa Report hervorhebt, dass Kenia, Nigeria, Südafrika und Tansania unter den Top 20 des Global Crypto Adoption Index rangieren, der auch Ghana und Togo aufführt, ist es unbestreitbar, dass Afrikas Kryptowährungs-Adoptionsrate zwischen 2020 und 2021 in die Höhe geschossen ist. Was jedoch einer weiteren Diskussion bedarf, ist wie Kryptowährungsmärkte mit afrikanischen Aktienmärkten integriert sind und wie der sogenannte „Krypto-Kolonialismus” verhindert werden kann. Dieser Artikel wird einige Anekdoten zu letzterem Thema liefern und wichtige Lektionen, unter anderem aus Puerto Rico, für Afrika aufzeigen…Lassen Sie uns beginnen!
Lektionen über Krypto-Kolonialismus und ‘Green Grabbing’
Peter Howson, Senior Lecturer für Sozialwissenschaften an der Northumbria University, erklärt: „Der Begriff Krypto-Kolonialismus wurde vor der Erfindung der Blockchain geprägt, um sich auf neokoloniale Expansionen in Richtung von Gastländern zu beziehen, die eine größere politische Unabhängigkeit […] auf Kosten einer größeren wirtschaftlichen Abhängigkeit von der neokolonialen Macht suchten”. Howson analysiert die Schnittstelle von Krypto-Kolonialismus, der Klimakrise und Blockchain im globalen Süden und unterstreicht die Notwendigkeit kritischerer Analysen von Green Finance-Projekten, die von Ländern des globalen Nordens geleitet werden. Mit Blick auf die ‘grüne Wirtschaft’ als neoliberales Projekt sagt Howson, dass die Einführung von „Blockchain-Plattformen für CO2-Kompensation, grüne Finanzierung und nachhaltige Investitionen” auch unter dem Blickwinkel von Eigentumsrecht und der Enteignung dieses Rechtes betrachtet werden muss. Howson weist darauf hin, dass viele der Initiativen, die mit dem UN-Mechanismus zur Reduzierung von Emissionen aus Entwaldung und Walddegradation (REDD+) verbunden sind, an ‘Green Grabbing’ beteiligt waren, und zeigt, wie mit den „Waldressourcen” lokaler Gemeinschaften gehandelt wird, ohne das eine vorherige Abmachung getroffen oder über eine Entschädigung verhandelt wurde.
Neben Howsons Kritik am ‘Krypto-Kolonialismus’ betonen Larisa Yarovaya und Brian Lucey, zwei Experten auf dem Gebiet der (internationalen) Finanzen, dass der Traum, Kryptowährungsunternehmer zu werden, mit dem libertären Verständnis der Freiheit als Individualismus verbunden ist – eine Idee, die dem (Neo-)Kolonialismus innewohnt. Krypto-Unternehmer fühlten sich berechtigt, als sie 2018 versuchten, in Puerto Rico ein ‘Crypto Utopia’ oder Puertopia aufzubauen – eine Utopie, die auch heute noch lebt, selbst wenn sie in ‘Sol’ umbenannt wurde. Im Oktober 2021 erlebte Puerto Rico ein Wiederaufleben des Interesses an seinem Krypto-Paradies, das hauptsächlich für die dort geschaffenen Krypto-Milliardäre ein solches ist. Obwohl diese Milliardäre versprachen, die puertoricanische Wirtschaft wiederzubeleben, nachdem das Land mit den drastischen Folgen des Hurrikans Maria 2017 beschäftigt war, sind die Immobilienpreise in Puerto Rico im Jahr 2021 gestiegen – laut Coin Telegraph eben dank dieser Gemeinschaft.
Lektionen aus Puerto Rico: Souveränität vs. Investment
Was für Krypto-Unternehmer vor allem interessant war, bevor sie nach Puerto Rico kamen, war die Tatsache, dass das Land ein ‘steuerfreier Hafen’ ist, in dem die Einwohner „von der Zahlung von Steuern auf Kapitalgewinne, Zinsen und Dividenden befreit sind […sowie] alle Gewinne mindestens sechs Monate lang für sich selbst behalten können”. Allerdings gilt nicht jeder der gerade nach San Juan gezogen ist als Einwohner. Unter anderem muss die physische Präsenz in Puerto Rico mindestens 163-183 Tage pro Jahr betragen, wobei eine potenzielle physische Präsenz in den USA weniger als 90 Tage pro Jahr betragen muss. Darüber wird ein Einwohner als ein solcher interpretiert, der lokalen Organisationen angeschlossen ist, einen puertoricanischen Führerschein und ein puertoricanisches Bankkonto für tägliche Transaktionen besitzt, und ein registrierter Wähler ist. Da ein weiteres Kriterium ist, dass sich die Familie und der wichtigste Besitz in Puerto Rico befinden, scheint es nicht so einfach, ein steuerfreies Krypto-Business in Puerto Rico aufzubauen.
Wie Mariah Espada in einem Artikel in der Time erklärt, haben Krypto-Unternehmer der puertoricanischen Wirtschaft zwischen 2015 und 2019 Finanzeinnahmen von $210 Millionen beschert. Vor allem, weil Puerto Rico im Jahr 2016 $72 Milliarden Staatsschulden hatte, brauchte seine Wirtschaft sicherlich einen Stimulus, aber nicht um jeden Preis. Als die puertoricanische Regierung im November 2021 ihren Plan zur Anpassung der öffentlichen Schulden (PAD) ankündigte, demonstrierten Hunderte von Bürgern, dass sie keine Schulden zurückzahlen würden, die ‘illegal’ sind und ihre Rechte beeinträchtigt haben. Da günstige Steuerbedingungen für Kommunalanleihen ein Grund für die angesammelten Schulden von Puerto Rico waren, überrascht es nicht, dass das PAD „$7 Milliarden in bar an Anleihegläubiger auszahlen würde, die seit fast fünf Jahren auf ihr Geld warten”, während die Gesamtverschuldung auf $7,5 Milliarden reduziert und $10 Milliarden an neuen Schulden aufgenommen würden, um unter anderem erstere Kosten zu decken. Der puertoricanische Fall betont, dass die Anziehung von Investitionen auf nationaler Ebene nicht ausreicht, um die finanzielle Inklusion, die Gleichstellung des Wohlstands und die inklusive Entwicklung auf lokaler Ebene zu fördern. Während das Kryptowährungsgeschäft vermutlich einen Teil der Schulden von Puerto Rico verringert hat, hat es auch weitere Probleme mit dem Wohnungsmarkt geschaffen.
Sicherlich haben Investitionen nicht per se einen positiven Einfluss auf die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung, es sei denn politische Strategien und Richtlinien navigieren Erstere effektiv. In Zukunft müssen solche Strategien und Richtlinien wohl auch die Tatsache berücksichtigen, dass Kryptowährungstransaktionen Energie verbrauchen. Wie Yarovaya und Lucey veranschaulichen: „[e]ine Bitcoin-Transaktion verbraucht 215 Kilowattstunden (KWh), genug Strom, um Dutzende von Haushalten auf der Insel zu versorgen, wenn das Netz voll ausgelastet war”. Vor allem, weil bislang viel zu wenig in das Stromnetz von Puerto Rico investiert wurde, welches sich also nicht im besten Zustand befindet, können solche Fakten nicht mehr ignoriert werden – und diese Lektion ist nicht nur für Puerto Rico wichtig, sondern auch für afrikanische Länder.
Was Afrika über Kryptowährungen Wissen Sollte
Laut Statista hatten im Jahr 2020 592 Millionen Menschen in Subsahara-Afrika keinen Zugang zu Strom. Da aus dem Fall Puerto Ricos gelernt werden konnte, dass der Gebrauch von Blockchain-Technologien zu einem hohen Stromverbrauch führen kann, sollten afrikanische Länder dies unbedingt überwachen. Generell besteht jedoch zu diesem Thema wenig Konsens. Während verschiedene Quellen und Akteure behaupten, dass Bitcoin jährlich eine enorme Menge an Energie verbraucht, die vermeintlich dem Stromverbrauch Thailands (199,08 TWh) entspricht, wie der Digiconomist aufgrund von Daten von November 2021 schätzt, behaupten andere Quellen, dass der Energieverbrauch von Kryptowährungen kaum Auswirkungen auf die Gesellschaft haben wird.
Trotzdem schätzt eine der Quellen, die diese Behauptung unterstützen, immer noch, dass der Stromverbrauch für Bitcoin zumindest 60 und 125 TWh jährlich beträgt, was dem Stromverbrauch von Norwegen oder Österreich entspricht. Wie das Data Driven Envirolab (DDL) nahelegt, sagt der hohe Energieverbrauch von Bitcoin und anderen Proof-of-Work (PoW)-Währungen nichts über andere Kryptowährungen und Blockchain-Designs aus. Der DDL fährt fort: „[d]ie Energiemenge, die von einem Blockchain- oder Kryptowährungsnetzwerk verbraucht wird, hängt von seinem Konsensmechanismus ab, der bestimmt, welche Informationen dem Netzwerk-Ledger hinzugefügt werden”. Für afrikanische Gründer und Investoren könnte dies bedeuten, dass sie eine bewusste Entscheidung treffen müssen, ob eine Investition in PoW-Währungen sinnvoll ist und wenn ja, ob rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden könnten, die ausländische Kryptowährungsgeschäfts-Eigentümer verpflichten würden, sich für Afrikas Energiewende zu engagieren. Eine Alternative zu Bitcoin könnte Ethereum sein, dessen CO2-Fußabdruck ebenfalls geringer ist als der von Bitcoin.
Während nicht alle afrikanische Länder eine Steuergesetzgebung in Bezug auf Kryptowährungen haben, kann man aus dem puertoricanischen Fall lernen, dass der Kryptowährungsboom auch von afrikanischen Ländern fordert, ihre Gesetze in Bezug auf ausländische Unternehmer, Aufenthalt, Gewerbe- und Einkommensteuer zu überdenken. Obwohl der puertoricanische Fall etwas außergewöhnlich sein mag, ist es kein Geheimnis, dass Mauritius ebenso ein Geschäftsparadies für Ausländer war, bis die Mauritius Revenue Authority (MRA) bekannt gab, dass „in Mauritius gehaltene ausländische Trusts [ab September 2021] nicht mehr von der Einkommensteuer befreit sind”. Während Afrika für die Kooperation mit ausländischen Investoren und Unternehmern sicherlich offen bleiben sollte, sollten afrikanische Länder auch darauf achten, dass der Kryptowährungs-Hype nicht nur ein weiteres Projekt ist, das mit wirtschaftlichen und anderen Abhängigkeiten verstrickt ist, und das unter anderem von mangelndem Datenschutz gedeihen könnte.
Wie Howson offenlegt, hat das Welternährungsprogramm (WFP) syrischen Flüchtlingen in Jordanien mit einem Blockchain-Technologieprogramm für humanitäre Hilfe namens Building Blocks geholfen. Während dieses Projekt sicherlich einen relevanten und zwingend notwendigen Beitrag geleistet hat, hat das Ethereum-betriebene Building Blocks auch personenbezogene Daten, Biometrie und Transaktionsprotokolle von seinen Benutzern erhalten. Während das Sammeln von Daten nicht direkt zu Abhängigkeiten führt, kann es Benutzer anfälliger für Cyberangriffe und Kontrolle machen. Blockchain-Technologien können zwar eine Reihe von Vorteilen bieten, sie sind jedoch kein Allheilmittel und daher sollte nicht alles tokenisiert werden – oder zumindest nicht ohne angemessene, unterstützende Maßnahmen und Vorschriften. Das hängt auch mit dem zusammen, was Howson über ‘Green Grabbing’ sagt. Ungeachtet des Potenzials von Green Finance sollten Blockchain-Technologien in Zukunft auf keinen Fall die Landnahme ermöglichen.
In other words, although businesses such as ForestCoin are certainly addressing an important problem, it seems risky to let a huge amount of individuals invest in something that they do not own. Local people need to maintain decision-making power about local landscapes, however – especially in times of crises, it might one day happen that cryptocurrency investors revolt and want a share in local politics. While Bitcoin is independent from a central authority, its volatility and lack of regulation through governments offers investors neither legal protection, nor protection against scams despite that cryptocurrency fraud is an issue in Africa. Cryptocurrency start-ups in Africa should inform their business models by these weaknesses and African governments should work on policies, which prevent new dependencies from being created so that crypto-colonialism can be avoided.
Laut Fortune kann der CO2-Fußabdruck von Bitcoin nur durch das Pflanzen von 300 Millionen neuen Bäumen ausgeglichen werden. Zweifellos ist es eine gute Sache, von zu Hause aus Bäume auf der ganzen Welt zu pflanzen, aber wenn es darum geht, größere Investitionen in die Wälder der Welt usw. zu tätigen, müssen Gesetze das lokale Eigentum angemessen regeln, um die Souveränität der indigenen Bevölkerung zu schützen. Mit anderen Worten, obwohl Unternehmen wie ForestCoin sicherlich ein wichtiges Problem angehen, erscheint es riskant, eine große Anzahl von Einzelpersonen in etwas investieren zu lassen, das sie nicht besitzen. Die lokale Bevölkerung muss die Entscheidungsmacht über jegliches Vorgehen mit Bezug auf lokale Landschaften behalten – insbesondere in Krisenzeiten könnte es sonst eines Tages passieren, dass Kryptowährungsinvestoren revoltieren und sich an der lokalen Politik beteiligen wollen. Obwohl Bitcoin unabhängig von einer zentralen Behörde ist, bietet seine Volatilität und fehlende Regulierung durch Regierungen Anlegern weder Rechtsschutz noch Schutz vor Betrug, obwohl Kryptowährungsbetrug in Afrika ein wichtiges Thema ist. Kryptowährungs-Start-ups in Afrika sollten ihre Geschäftsmodelle an diesen Schwächen orientieren und afrikanische Regierungen sollten an politischen und rechtlichen Richtlinien arbeiten, die verhindern, dass neue Abhängigkeiten geschaffen werden, damit der Krypto-Kolonialismus verhindert werden kann.
Centurion Plus
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