Laut startuplist.africa haben Afrikas 141 EdTech-Start-ups bisher $935,7 Millionen an Investitionen angehäuft. Doch nicht nur die COVID-19-Krise unterstreicht die Notwendigkeit und das Potenzial effektiver EdTech-Lösungen; Konflikte, Vertreibung, Ungleichheit, Armut und der fehlende Zugang zu Bildung im ländlichen Raum unterstreichen die Notwendigkeit ganzheitlicher Lösungen. Zweifellos müssen solche Lösungen von politischen Maßnahmen begleitet werden, zum Beispiel weil der Zugang zu den grundlegendsten Mitteln (z. B. Computer, Strom) eine Voraussetzung für den Erfolg von Innovationen im EdTech Bereich sind. Insbesondere dort, wo Bildung keine Priorität der politischen Entscheidungsträger ist, könnten internationale Unternehmen und Bildungseinrichtungen mit lokalen Organisationen und NGOs zusammenarbeiten um dieses Ziel zu verwirklichen. Dieser Artikel wird ausländische Gründer und Investoren mit Gründen konfrontieren Afrika’s digitalen Bildungs- und EdTech-Sektor zu unterstützen. Einige, weitere Anekdoten dienen dabei dazu innovativ, bedeutungsvolle Lösungen zu inspirieren.
Die Bildung zum Recht und zur Realität Machen
Die Qualität der Bildung in Afrika, ihre Inklusion, Zugänglichkeit, Vielfalt und internationale Anerkennung müssen verbessert werden. Obwohl die Einschulungsrate im Tertiärbereich von 1999 (4,1%) bis 2019 (9,4%) rapide zugenommen hat, wobei die Abschlussquoten der Grundschule und der unteren Sekundarstufe einen ähnlichen Trend aufweisen, ist die regionale Ungleichheit ein stets bedeutendes Problem. Im Post-Apartheid-Südafrika waren 2019 nur 4,3% der schwarzen Bevölkerung und 4,6% der farbigen Bevölkerung eingeschrieben, während 20% der weißen Bevölkerung und 17,4% der Indischen/Asiatischen Bevölkerung Zugang zur Universität hatten. Letzteres ist besonders gravierend, weil 81,2% der Bevölkerung Südafrikas, nach Schätzungen von Statista aus dem Jahr 2019, schwarz sind. Während Südafrika mit anhaltenden Problemen der Rassendiskriminierung und Ungleichheit kämpft, steht Nigeria allerdings vor einem anderen Problem.
Wie University World News in einem Artikel aus dem Jahr 2020 enthüllte, werden weniger als 40 % der Studienbewerber tatsächlich von Hochschulen angenommen. Ob dies durch eine etwas neuere Anpassung der Zulassungsregeln geändert wird oder nicht, muss noch analysiert werden – insbesondere angesichts der jüngsten Schlagzeilen, dass 706,189 ‘illegale’ Zulassungen von nigerianischen Universitäten, Pädagogischen Hochschulen, Fachhochschulen und anderen Hochschuleinrichtungen durchgeführt worden sein sollen. Unabhängig davon, ob solch ein ‘Zulassungsbetrug’ wirklich existiert; die wichtigste Frage sollte doch eigentlich sein, wie man motivierte Jugendliche auf ihrer Suche nach Wissen und Zukunftsfähigkeiten unterstützen kann. Vielleicht waren die Zulassungsregeln einfach etwas zu rigide und die Bevölkerung ist eben für ihre Rechte eingetreten…
Die EdTech Branche und der Stellenwert von Lokalen Inhalten
Bildung ist ein Instrument, das es jedem Einzelnen ermöglicht, sich über seine Rechte zu informieren. Es ist ein Recht an sich, ermöglicht aber theoretisch auch die Geltendmachung anderer Rechte wie das Recht auf Arbeit, freie Berufswahl und Schutz vor Arbeitslosigkeit (§24 AEMR). Nur durch die Ansammlung von Wissen, einschließlich Wissen aus anderen Regionen und über verschiedene Bereiche hinweg, können wir lernen kritisch zu sein und an der Gesellschaft teilzuhaben. Bildung ist daher nicht nur ein wesentlicher Bestandteil der Förderung der lokalen und nachhaltigen Entwicklung, sondern auch der Förderung einer demokratischen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft. Im Allgemeinen ist dies nichts Neues. In der Tat könnte Letzteres zum Beispiel auf die europäische Aufklärung zurückgeführt werden, die Kant als „das Hervortreten des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unreife” bezeichnete, als er andere zum Selbstdenken aufforderte („Sapere Aude“).
Obwohl die Bildung während der europäischen Aufklärung als ein ‘natürliches Recht’ angesehen wurde, das nach Aristoteles „eine staatliche Organisation schafft [und begreift, dass] ‘das erste und grundlegende Ziel der Gerechtigkeit nicht die Freiheit um ihrer selbst willen ist, sondern die Ordnung’” – wurde dieses natürliche Recht durch das gesamte Narrativ des westlichen Kolonialismus und Imperialismus in Afrika zerstört. Das koloniale Bildungssystem wurde nicht nur als „zivilisierende Mission” gerechtfertigt, die vor allem den Wert lokaler Kenntnisse untergrub; sondern hat der westliche Imperialismus auch Afrikas Chance aufgeschoben zu bestimmen, was als Bildung zählt und wie diese durchgeführt werden soll. Gerade weil die Anerkennung von Bildung aus dem Ausland in Europa auch heute mit einem zeitintensiven und kostenpflichtigen Vorgang verbunden ist, sollten ausländische EdTech-Start-ups und in Afrika interessierte Investoren durchaus darüber nachdenken, wie ihre Projekte die afrikanische Unabhängigkeit lange nach den 1960er Jahren fördern könnten.
Lokale Inhalte müssen nicht nur Teil von Afrikas Bildungsagenda sein, sondern auch neu definiert werden…Was möchte die afrikanische Zivilgesellschaft auf ihrer Bildungsagenda sehen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten braucht sie um ihre zukünftigen Ambitionen zu verwirklichen, und welche politischen Richtlinien und Inhalte hält sie für veraltet? Start-ups sollten nicht einfach Lösungen anbieten, die Afrikaner ihrer Meinung nach in ihrer Bildungsagenda brauchen, stattdessen sollten sie verschiedene gesellschaftliche Gruppen konsultieren und maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Die Beiträge von EdTech-Start-ups könnten sicherlich mehr innovieren als den Bildungssektor allein, aber dies erfordert lokale Herausforderungen zu verstehen und mit Akteuren und Institutionen unterschiedlichster Art zu kooperieren. Gerade weil viele Hochschulabsolventen aus Nigeria und Südafrika derzeit mit Arbeitslosigkeit kämpfen, sollten sich EdTech-Start-ups beispielsweise Gedanken darüber machen, wie sie Lernende mit dem Arbeitsmarkt von morgen verbinden können. Das ist jedoch nur ein Tipp. Im Folgenden finden Sie einige weiteren Anekdoten für EdTech-Start-ups und Investoren, die hoffentlich innovative Ideen anregen werden.
4 Anekdoten für Gründer, Start-ups und Investoren: Der Impact von EdTech
- Ungleiche Zugangsmöglichkeiten Thematisieren
Ungleichheit beim Zugang zu Bildung kann aus einer Vielzahl von Gründen und Gegebenheiten abgeleitet werden, wie z. B. der geografischen Lage (z. B. wohnhaft in ländlicher Umgebung), den geografischen Bedingungen (z. B. fehlender Zugang zu Elektrizität, widrige Witterungsverhältnisse, fehlende Infrastruktur, Mangel des Wohnraums), der Politik und/oder den gesellschaftlichen Einstellungen (z. B. Diskriminierung), der Sicherheitsbelange (z. B. Konflikte, Vertreibung), dem Einkommen (z. B. Armut, Kinderarbeit) usw. Daher ist ein Ratschlag für EdTech-Start-ups, die ein Interesse haben in Afrika zu expandieren oder zu gründen, sich mit verschiedenen Teilen der lokalen Bevölkerung diesbezüglich zu beraten, was sie denken, was die größten Hürden sind. Es ist großartig, dass die Verlegung von Bildung ins World Wide Web die Arbeit von zu Hause aus ermöglicht – aber so sehr es einigen nützt, kann es anderen zur Last fallen – es sei denn… Und genau hier müssen Sie nach Antworten graben!
- Bewusst Verschiedene Lerner/Lerntypen Ansprechen
Lernstile variieren! Das VARK-Modell (Visuell, Auditiv, Lesen/Schreiben und Kinästhetisch) inkludiert vier, aber laut AvadoA gibt es mindestens sieben: 1) visuell, 2) kinästhetisch, 3) auditiv, 4) sozial, 5) solitär, 6) verbal und 7) logisch… Letzteres hat Lehrbeauftragte in der Vergangenheit nicht nur mit Herausforderungen im Klassenzimmer konfrontiert, sondern wird sie höchstwahrscheinlich auch weiterhin im virtuellen Klassenzimmer mit Herausforderungen konfrontieren. Allerdings könnten Lehrer bei dieser Herausforderung jedoch von Start-ups unterstützt werden. Während visuelle Lerner beispielsweise von der Arbeit von Software-Start-ups profitieren könnten, die sich auf die Verbesserung von Grafikdesign-, Video- und Visualisierungstools spezialisiert haben (von Factsheets bis hin zu Bildungsfilmen), könnten auditive Lerner bereits mit einer besseren Nutzererfahrung zufrieden sein. Zoom-Calls sind anstrengend! Tipps zur Verbesserung des eigenen Audio-Setups gibt es zwar, aber es mangelt noch an Tipps und Tricks rund um lärmende Kollegen. Sorry, das musste gesagt werden!
Darüber hinaus müssen die Lehrer bezüglich neuer Tools konsultiert werden, die sie dabei unterstützen würden innovativer zu sein. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, aus einer Vorlesung in null Komma nichts einen richtig coolen Podcast zu machen – wäre das vielleicht für beide Seiten spannend…und wenn solche Vorträge direkt von einer intelligenten Audiostimme übersetzt werden könnten – wäre das nicht genial? KI-Tools könnten sicherlich dazu beitragen Lernerfahrungen zu verbessern. Sowohl schreibend Lernende als auch kinästhetische Lerner könnten zudem von interaktiven Lernformen wie Rollenspielen profitieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Start-ups auf jeden Fall versuchen sollten zu verstehen, wie lokale Gemeinschaften und ihre Mitglieder am liebsten lernen, was ihre Kulturen beinhalten und wie Gemeinschaften zum Engagement motiviert werden können. Es könnte darüber hinaus spannend sein, die eigene bevorzugte Teamrolle beim Lernen zu spielen, denn Lernen sollte sich natürlich anfühlen! Belbin benennt neun Teamrollen wie Erfinder/Neuerer, Beobachter und Spezialist. Lernen sollte nicht langweilig sein – Online-Bildung ist eine Chance sich zu vernetzen und soziale Kontakte neu aufzuleben. Isolation zuhause war gestern, Lerner brauchen Anreize ihre Ausbildungen abzuschließen!
- Inklusion Fördern und Mentale Unterstützung Anbieten
Ein weiteres relevantes Mittel zur Förderung der Beendigung des Schul- und Hochschulabschlusses könnte die psychologische Betreuung sein. Insbesondere dort, wo Inklusion nicht selbstverständlich ist und soziale Ungerechtigkeit Leiden verursacht, müssen sich Betroffene ausdrücken können und dürfen. Letzterer Gedanke wurde beispielsweise vom nigerianischen Start-up Truth Share aufgegriffen, einer App die Einzelpersonen Zugang zu zertifizierten psychologischen Beratern bietet, mit denen sie ihre Anliegen anonym teilen können. Apropos soziale Gerechtigkeit, neben der Förderung der psychischen Gesundheit durch innovative Apps und Dienste, muss auch an der Förderung der gesellschaftlichen Inklusion gearbeitet werden. Wie bereits erwähnt, ist die Diskriminierung beim Zugang zum Bildungswesen in Südafrika und in Nigeria nach wie vor ein Problem – allerdings aus unterschiedlichen Gründen.
Je nachdem, wie die neuen Richtlinien vom August sich für nigerianische Studienbewerber auswirken, könnten Start-ups und Investoren auch erwägen, an einer eigenen Lösung zu arbeiten und sich mit Universitäten und der Regierung diesbezüglich abzustimmen. Vor allem, weil Aufnahmeprüfungen in der Regel nur auf ein bestimmtes Kompetenzprofil abzielen – obwohl es viele verschiedene Möglichkeiten gibt im selben Bereich erfolgreich zu sein, könnten Start-ups, die alternative Aufnahmeprüfungen konzipieren, ein großer Erfolg sein. Haben Sie sich schon mal eine Software vorgestellt, die Ihnen direkt eine alternative Aufgabe zuwirft, die die gleichen Fähigkeiten oder Kenntnisse auf eine andere Weise misst – ein Tool, das sich individuell anpasst um Ihre ganz individuellen Stärken widerzuspiegeln? Es gibt sicherlich noch viel zu verstehen über das Lernen, was bedeutet, dass es auch noch viel über die Beurteilung von Fähigkeiten zu lernen gibt.
- Bildung Diversifizieren, Internationale Mobilität Fördern und Theorie/Praxis Verbinden
Neben der Förderung von Inklusion, lokalen Inhalten und sozialem Engagement sollten EdTech-Start-ups möglicherweise auch mit Absolventen und ausländischen Institutionen zusammenarbeiten um ein breiteres Bildungsangebot anzubieten – mit besonderem Augenmerk auf die Förderung der internationalen Anerkennung von Diplomen durch Partnerschaften. Diese Partnerschaften sollten sowohl Bildungseinrichtungen als auch lokale/ausländische Unternehmen umfassen, die den Lernenden in Zukunft echte Arbeitsmöglichkeiten anbieten können. Selbstverständlich ergeben sich solche Chancen auf lokaler Ebene nur, wenn gleichzeitig sektorübergreifendes Wachstum innerhalb von Afrika gefördert wird. EdTech-Start-ups, die die Bildung in einem bestimmten Bereich fördern wollen, sollten sich möglicherweise mit anderen Start-ups und Unternehmen mit den gleichen Interessen zusammenschließen, die bereit sind, zeitnah ein entsprechend groß-angelegtes Branchenwachstum zu fördern – um sicherzustellen, dass die Fähigkeiten der zukünftigen Absolventen den zukünftigen Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht werden.
Darüber hinaus wäre es sicherlich auch interessant, wie EdTech-Start-ups andere Unternehmen aktiver in den Lernprozess von Studierenden einbinden könnten – Firmenprojekte- und Abschlussarbeiten sind zwar eine Chance und ein Sprungbrett, aber wäre es nicht spannend eine Plattform aufzustellen, auf der Studierende sich als ‚Freiberufler‘ registrieren können? Sprich – ein Marktplatz, auf dem Firmen kleine Aufgaben an registrierte Nutzer anbieten können, die diese nach Anmeldung auf Bezahlung durchführen können? Wir warten schon auf eine solche Innovation, aber Sie dürfen diese Idee natürlich auch komisch finden…Was jedoch definitiv angemerkt werden muss, ist, dass Bemühungen die EdTech-Szene in Afrika zu innovieren durch Monitoring, Folgenabschätzungen und den Stimmen der Zivilgesellschaft geholfen werden sollte – Studenten, Eltern, Lebenspartner etc. sollten mitreden, wie EdTech ihre Leben beeinflusst…Wenn Sie das begeistert, erzählen Sie uns doch Ihre Geschäftsidee!
Centurion Plus
Egal, ob Sie Gründer oder Start-up mit Interesse an einer Expansion Ihres Unternehmens in Afrika sind oder Investor, der Ihr Ziel in der Förderung der afrikanischen Jugend sieht, wir unterstützen Sie gerne mit unserer Expertise! Wir beschäftigen Rechtsexperten mit Kenntnissen über verschiedene afrikanische Jurisdiktionen hinweg und haben Erfahrung in der Beratung zu Themen wie Arbeits-und Migrationsrecht, Steuern und Zölle, Verträge und Verhandlungen, Unternehmensführung und Compliance sowie Datenschutz. Neben unserer Kenntnis des afrikanischen Marktes sind wir auch in Deutschland aktiv und offen, Ihre Ambitionen auch an anderen geografischen Standorten zu unterstützen. Kontaktieren Sie uns noch heute, um mehr zu erfahren!