Was bedeutet der Begriff Start-up?
Unter einem Start-up versteht man ein junges Unternehmen mit einer innovativen und skalierbaren Geschäftsidee, das weniger als 10 Jahre auf dem Markt ist. Start-ups sind digital, wachstumsstark und nachhaltig. Im Vergleich zu etablierten Unternehmen können sie sich aufgrund der kurzen Entscheidungswege flexibel und schnell den Marktveränderungen anpassen.
Die Deutsche Start-up Branche
Die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland ist laut der staatlichen Förderbank KfW im Jahr 2019 auf 605.000 gestiegen. Im Vergleich zu 2015 bedeutet dies einen Anstieg von fast 15 %. Insgesamt lässt sich sagen,dass knapp ein Drittel der Gründungen aus dem digitalen Bereich stammen. Auch wenn viele junge Unternehmen hart von Covid-19 getroffen wurden, erhoffen sie sich, langfristig von dem Digitalisierungsschub zu profitieren, der durch die Pandemie ausgelöst wurde.
Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationstechnologie bilden mit knapp 32 % den größten Anteil der Start-up Branche, gefolgt von Konsumgütern (11 %), dem Medizin- und Gesundheitswesen (9%) sowie der Logistik und Automobilbranche mit 6 %. In Bezug auf die Produkte der Start-ups liegt der Hauptumsatz bei Business-to-Business Lösungen gefolgt von Produkten für Privatkunden. Geschäftsbeziehungen zu Behörden machen bei den deutschen Start-ups nur einen Gesamtumsatz von knapp 4 % aus.
Personalwachstum
Laut des Start-up Monitors 2019, veröffentlicht von der Beratungsgesellschaft PwC in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband deutscher Start-ups, entwickelt sich der Start-up Sektor zum Jobmotor der deutschen Wirtschaft. Knapp 16 Angestellte arbeiten im Durchschnitt bei einem Start up, etwas mehr im Vergleich zum letzten Jahr. In den Gründerzentren Berlin und München liegt die Durchschnittsgröße der Teams heute bereits bei über 30 Personen. Hinzu kommt, dass der Großteil an jungen Unternehmen plant, im kommenden Jahr noch 8 weitere Mitarbeiter einzustellen. Hamburg, bekannt durch den größten deutschen Hafen, hat sich in den letzten Jahren vor allem als Gründungsstandort im Bereich social impact Start-ups und in der Logistikbranche einen Namen gemacht. Auch Internetriesen wie Facebook und Google haben ihre deutschen Büros in der Hafenstadt.
Internationaler Einfluss
Insgesamt lässt sich sagen, dass knapp 85 % des Umsatzes von deutschen Start-ups im Heimatmarkt gemacht wird. Junge Unternehmen, die auch international agieren, fokussieren sich hauptsächlich auf das Europa-Geschäft. Betrachtet man größere Start-ups, sieht man, dass hier der Umsatzanteil im Ausland höher ausfällt.
In Bezug auf die Mitarbeiter haben jedoch 96 % aller deutschen Start-ups mit mehr als 20 Mitarbeitern eine internationale Belegschaft. Zudem beschäftigen 39 % dieser Unternehmen Mitarbeiter aus dem außereuropäischen Ausland. Start-ups stehen für Internationalität und grenzüberschreitenden Austausch. Aus diesem Grund ist Englisch in vielen Start-ups die gemeinsame Arbeitssprache. Insbesondere technologieorientierte Start-ups könnten ohne Experten aus dem Ausland beispielsweise Entwicklungen in den Bereichen künstliche Intelligenz oder Blockchain nicht vorantreiben, denn in Deutschland fehlen seit Jahren tausende IT-Spezialisten. Deshalb werben deutsche Start-ups mit relativ hohen Gehältern und diversen Sonderzuwendungen, um ausländische Entwickler anzulocken.
Im Jahr 2019 kamen 26 % aller Gründer in Deutschland aus dem Ausland, was eine Steigerung von 5 % gegenüber 2018 bedeutet. Wirtschaftsexperten sagen voraus, dass der Innovationsgeist und die Wachstumsorientierung der Zuwanderer große Chancen für die Zukunft der deutschen Start-up-Szene birgt.
Berlin – Multikultureller Innovationshub
Die Hauptstadt Berlin ist und bleibt das Zentrum des deutschen Startup-Ökosystems.
Zwischen 60 und 75 % des in Deutschland eingesetzten Wagniskapitals werden in Berliner Start-ups investiert. Seit der Jahrtausendwende trug vor allem der Digitalsektor mit E-Commerce Unternehmen und Software-as-a-Service-(SaaS)-Lösungen entscheidend zur ökonomischen Transformation Berlins bei.
Die industrieschwache Stadt punktet vor allem mit guten Verbindungen zum öffentlichen Sektor sowie zahlreichen Inkubatoren, Acceleratoren, Coworking-Arbeitsplätzen und Netzwerkveranstaltungen. Auch viele große Unternehmen wie die deutsche Telekom etablieren Corporate Labs sowie Hubs und sichern damit zusätzliche Arbeitsplätze. Ein weiterer Standortvorteil von Berlin sind die relativ geringen Lebenshaltungs- und Mietkosten im Vergleich zu anderen Hauptstädten wie London. Darüber hinaus bietet Berlin einen wettbewerbsfähigen Gewerbesteuersatz von rund 14 % im Vergleich zu anderen deutschen Städten wie Frankfurt (16 %) oder München (17 %).
Außerdem ist Berlin bekannt für seine Offenheit und Vielfalt. Viele junge Start-ups profitieren von der multikulturellen Ausrichtung der Stadt, insbesondere bei der Suche nach qualifiziertem Personal aus dem Ausland. Drei Viertel (76,4 %) der Berliner Startups planen, weiter zu internationalisieren und stellen aus diesem Grund kreative internationale Arbeitskräfte ein. Mehr als ein Drittel der Gründerinnen und Gründer in Berlin (35,2 %) hofft seitens der Politik auf eine Vereinfachung des Zuwanderungsgesetzes für Fachkräfte aus dem Ausland. Von den Gründern selbst hat auch jeder fünfte hat einen Migrationshintergrund.
Das Start-up Ökosystem in München
Neben Berlin überzeugt auch München im deutschlandweiten Vergleich als Gründungs- und Innovationszentrum. Die bayerische Hauptstadt gilt als deutscher Versicherungsstandort Nummer 1. Große Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologie und insbesondere von Forschungs- und wissensintensive Branchen wie Life Sciences, Medizin- und Umwelttechnologien sind ebenfalls in München ansässig. Ein weiterer Standortvorteil für Gründer sind die innovativen, technologiefokussierten Studiengänge der Universitäten TU München und Ludwig-Maximilians-Universität, die laut des Gründungsmonitors 2019, im deutschlandweiten Vergleich, die höchste Anzahl an Gründern hervorbringt.
Einmal pro Jahr trifft sich die deutsche und internationale Start-up Szene in München zur weltweit bekannten Konferenz Bits & Pretzels. Zu den Referenten der letzten Jahre zählte sogar Barack Obama sowie die Gründer von Airbnb, Tinder und Evernote.
Ab 2021 eröffnet das Munich Urban Colab MUC, ein neues Innovationszentrum im Nordwesten der Innenstad seine Tore. Auf rund 11.000 m² können bis zu 250 Startups zu Themen wie Mobilität, Wohnen und Arbeiten und Energieversorgung zusammenarbeiten und Lösungen für die Stadt der Zukunft (Smart City) entwickeln.
Die Deutsche Gründermentalität
Gründer und Gründerinnen sind im Durchschnitt 35 Jahre alt und die meisten haben einen Hochschulabschluss. Viele von Ihnen kritisieren jedoch, dass das deutsche Bildungssystem keine Gründerkompetenzen wie Kreativität, Flexibilität und Mut fördert. Deshalb fordern sie von der Politik neue innovative Entrepreneurship-Angebote an Schulen und Universitäten sowie einen verstärkten Austausch zwischen etablierten Unternehmen und Start-ups. Viele junge Unternehmen entstehen in der Nähe von renommierten Universitäten. Dort bekommen die Entrepreneure Zugang zu Gründerzentren und praxisnahen Forschungseinrichtungen. Die jungen Unternehmen erhoffen sich von diesem Standortvorteil ebenfalls den Zugang zu hochqualifizierten Talenten.
Der Anteil an Gründerinnen in Deutschland ist sehr gering. Laut einer Studie der Boston Consulting Group, haben in Deutschland nur knapp 4 % aller Jungunternehmen ein rein weibliches Gründer-Team, 10 % der Start-ups sind gemischt und in 86 % der Firmen sind die Gründer ausschließlich männlich.
In Bezug auf ihr Geschäftsmodell ist den Gründern und Gründerinnen besonders das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Für zukünftige Generationen wollen sie einen positiven Beitrag für die Umwelt und die allgemeine Gesellschaft leisten. Ebenfalls gibt ein Großteil der Start-ups an, dass die Bereiche Digitalisierung und künstliche Intelligenz ihr Unternehmen in der Zukunft beeinflussen werden.
Finanzierung von Start-ups
Entscheidende Erfolgsfaktoren von Start-ups sind vor allem die Skalierbarkeit ihrer Geschäftsmodelle und der Zugang zu externem Kapital. Insbesondere in Bezug auf die Finanzierung erhoffen sich Gründer in der Zukunft den Abbau bürokratischer Hürden und Regulierungen. Ohne zusätzliche Unterstützung ist Wachstum von jungen Unternehmen nur schwer möglich. Insbesondere für Personalausbau, die Entwicklung neuer und Optimierung bestehender Produkte wird Kapital benötigt. Obwohl der durchschnittliche Kapitaleinsatz in den letzten Jahren gewachsen ist besteht in diesem Feld weiterhin Bedarf. Nur 15 % aller Start-ups haben bis jetzt erfolgreich Venture Capital eingesammelt, die meisten Gründer wünschen sich mehr Unterstützung von VC Investoren und Business Angels.
Im Vergleich zu den letzten Jahren konnten deutsche Start-ups 2019 mehr Fremdkapital einsammeln. Die 100 größten deutschen Tech-Start-ups haben seit ihrer Gründung 11 Milliarden US-Dollar von Investoren zur Verfügung gestellt bekommen. 63 der 100 Tech-Start-ups mit der höchsten Gesamtfinanzierung kommen aus dem Gründerhub Berlin. Die Unternehmensberatung Ernst & Young gibt in einer Studie an, dass davon das meisten Kapital an FinTechs und Mobility-Startups ging, gefolgt von den Bereichen Software und Analytics. Außerdem lässt sich auch ein zunehmendes Interesse von amerikanischen und asiatischen Investoren an europäischen Startups feststellen.
Die Bundesregierung will deutsche Start-ups zukünftig noch mehr unterstützen. Deshalb hat der deutsche Finanzstaatssekretär Jörg Kukies am 27.11.2020 verkündet, dass die Regierung bis 2030 Wagniskapital von 10 Mrd. € mittels eines „Beteiligungsfonds für Zukunftstechnologien“ zur Unterstützung deutscher Start-ups zur Verfügung stellen wird.
Öffentliche Förderungsmöglichkeiten für junge Unternehmen
Der bundesweit prominenteste Ansprechpartner für die Vergabe öffentlicher Fördermittel ist die staatliche Förderbank KfW, die auch mehrere Gründerkredite anbietet.
Ebenfalls gibt es Zuschüsse von Hochschulen für Studenten, Absolventen und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Universitäten, um die Zahl der wissenschaftlichen Gründungen zu steigern. Hierzu zählt zum Beispiel das EXIST Gründerstipendium.
Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) ist ein öffentlich-privater Venture Capital Investor mit Sitz in Bonn, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), der staatlichen Förderbank KfW und privaten Unternehmen finanziert wird. Der Fond investiert in Technologie Start-ups, die vielversprechende Forschungsergebnisse unternehmerisch umsetzen können. Neben dem Beteiligungskapital unterstützt der Gründerfonds mit Know-how und einem starken Netzwerk.
Ansprechpartner und Netzwerke aus der Start-up Branche
Der German Accelerator wird von der German Entrepreneurship GmbH betrieben und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt. Ein Team von erfolgreichen Entrepreneuren, Investoren und Start-up Experten begleitet vielversprechende deutsche Startups bei der internationalen Expansion. An den Innovationsstandorten Silicon Valley, New York, Boston und Singapur erhalten die Teilnehmer des Accelerator Programms neben kostenfreien Büroräumen, direkten Zugang zu einem globalen Netzwerk an Investoren und Coachings von Branchenexperten.
Der Bundesverband Deutscher Start-ups agiert als Interessensvertreter gegenüber der Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit und bietet Gründern und Gründerinnen ein Netzwerk und Veranstaltungen zum Austausch. Außerdem beteiligt sich der Verband an aktuellen Diskussionen und äußert sich zu Gesetzesvorhaben und Strategien der Bundesregierung.
Das Existenzgründungsportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie bietet jungen Unternehmern Informationen zur Finanzierung von Start-ups, Veranstaltungstipps und Unterstützung bei der Erstellung des Business Plans.
Juristische Fragen bei der Unternehmensgründung
Von der Wahl der Rechtsform, Urheber-, Marken- und Arbeitsrechtsfragen, Fragen zu gewerblichen Schutzrechten oder Lizenzen, Unterstützung bei dem Eintrag ins Handelsregister oder der Gewerbeanmeldung und Kammerpflicht sowie eine Beratung zu Beteiligungen und Partnerschaften von Start-ups – im Gründungsprozess und danach benötigen Entrepreneure juristische Unterstützung.
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Hier finden Sie einen weiteren Teil unserer Serie über verschiedene deutsche Branchen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über den Technologiesektor und erläutert allgemeine Investitionsfaktoren des Standorts Deutschland.