Demokratische Partizipation Über Unternehmensplattformen – Das ‚I‘ In D&I Umkehren…
Über Die ‘Wirtschaftsdemokratie’ Und Das Gesellschaftliche Engagement In Business
Wie Hans Agné in seinem Buch ‘Democratism: Explaining International Politics with Democracy Beyond the State’ schreibt, wird die Demokratie gemeinhin mit partizipativen und inklusiven Entscheidungsfindungsprozessen sowie der öffentlichen Wahl politischer Entscheidungsträger in Verbindung gebracht. Man könnte sie aber auch allgemein „als die Gestaltung des menschlichen Lebens” beschreiben. Wie Agné betont, kann man auf der Grundlage der letztgenannten Definition von Demokratie zu dem Schluss kommen, dass sie mit „Prozessen verbunden ist, die Ideen […], unverbindliche Normen […] und Praktiken schaffen, die leicht über politische Steuerungsversuche hinausgehen und sich in einer sozialen Dynamik unterhalb des Radars entwickeln”. So beschreibt Agné die ‘nachhaltige Entwicklung’ als einen Prozess, der bestimmte Ideen, wenn nicht gar eine Lebensweise hervorbringt.
Unverbindliche Normen hingegen beziehen sich auf Prinzipien, die es der Gesellschaft ermöglichen, eine funktionierende Sozialordnung aufrechtzuerhalten. Agné nennt als Beispiel für eine unverbindliche Norm das Prinzip der ‘friedlichen Konfliktlösung’. Eine solche Norm könnte aber auch darin bestehen, eine integrative Migrationssteuerung anzustreben, auch im Bereich des Unternehmertums. Schließlich könnte es sich bei den oben genannten Praktiken beispielsweise um Migration und Gewalt handeln, aber wohl auch um Folgepraktiken wie die illegale Beschäftigung. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Agnés Vorschlag, „die Demokratie in menschlichen Lebenspraktiken zu untersuchen”, verdeutlicht, wie selbst verachtete soziale Praktiken und Verhaltensweisen sowie Lebensstrategien Konstrukte der demokratischen Anfechtung darstellen können.
Die Demokratie lebt vielleicht nicht mehr unbedingt „innerhalb einer politischen Gemeinschaft”, wie Dahl und Barry es ursprünglich suggeriert haben. Stattdessen kann die „wirksame Beteiligung” in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und der globalen Ordnung die Demokratie formen, einen Prozess, der in den ‘transnationalen’ und ‘globalen’ Raum eingebettet ist, wie Agné betont. Wie James Anderson in seinem Buch ‘Transnational Democracy: Political spaces and border crossings’ argumentiert, könnte die transnationale Demokratie nicht nur ein Prozess, sondern eine Aufgabe sein. Auch wenn dies in jüngster Zeit umstritten sein mag, legen Andersons Erkenntnisse aus dem Jahr 2002 nahe, dass die neoliberale Globalisierung einen Bedarf an nicht-staatszentrierten Ansätzen zur Demokratie mit sich brachte bzw. solche, die sich weniger auf den Staat als Entität konzentrieren, dessen Organe in der Lage sind, die Demokratie in einer Top-Down-Manier zu ‘vollstrecken’.
Wie Jan Aart Scholte 2014 erneut betonte, haben „globale Verbindungen eine historisch beispiellose Quantität, Reichweite, Frequenz, Geschwindigkeit, Intensität und Auswirkung erreicht”, was „verstärkte Bemühungen um die Regelung globaler Angelegenheiten” mit dem Ziel erklärt, den ‘zivilen Konsens’ neu zu erfinden und so eine globale ‘gute Gesellschaft’ zu erhalten. Ob es sinnvoll ist, die Demokratie mit Konsens und einer ‘guten Gesellschaft’ gleichzusetzen, könnte sicherlich diskutiert werden. Ein wichtiger Punkt, den Scholte 2014 anführte, ist jedoch, dass Theorien über die ‘globale Demokratie’ von Akademikern aus dem Bereich der Politik entwickelt wurden, ohne dass Debattierer aus dem Globalen Süden und vor allem solche, die nicht in die Kategorie der „urbanen, professionellen weißen Männer mittleren Alters” fallen, beteiligt waren.
Die ‘demokratische Partizipation’ und ‘demokratische Verhaltensweisen’, die darauf abzielen, politische und wirtschaftliche Entscheidungen (neu) auszuhandeln, welche nicht auf einem umfassenden Verständnis von Konsens beruhen, können in einer Vielzahl lokaler, regionaler und internationaler Kontexte unterschiedlich aussehen, und innerhalb verschiedener gesellschaftlicher Bereiche (d. h. der Wirtschaft, Innenpolitik, regionalen Verwaltung) können sie auf verschiedene Weise auftreten. Während einige Forscher darüber debattieren, inwiefern soziale Medien ein partizipatives Instrument darstellen, das zur Äußerung politischer Opposition genutzt werden kann, haben andere Forscher Konzepte wie die ‘E-Demokratie’ erörtert und enge Verbindungen zwischen der Demokratie und der (sozio-)wirtschaftlichen Entwicklung hergestellt.
Wie Roztocki, Strzelczyk und Weistroffer in ihrem Artikel ‘E-democracy and Socio-economic Development’ aus dem Jahr 2022 argumentieren, „wird ICT4D dazu beitragen, eine E-Gesellschaft ohne Ausgrenzung zu schaffen […, in der] sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen aktiv am demokratischen Prozess teilnehmen”. Indem sie die E-Partizipation, die E-Demokratie, die E-Governance und das E-Voting primär als eine große Chance betrachten, versäumen es die genannten Forscher zu betonen, dass Technologien nicht nur zur Vertiefung der Gleichheit in der Gesellschaft beitragen, sondern auch zu deren Abbau. Wie Alison Gillwald in einer Veröffentlichung des Centre for International Governance Innovation (CIGI) und des Chatham House aus dem Jahr 2017 hervorhebt, sind die meisten Afrikaner nach wie vor vom Internet abgeschnitten, wodurch der Zugang zur digitalen Sphäre allein nicht ausreicht, um die ‘digitale Ungleichheit’ zu bekämpfen.
Wie wir in einem früheren Artikel hervorgehoben haben, müssen in Südafrika der digitale Zugang und die Gleichberechtigung unter Berücksichtigung der historischen Belastungen der Apartheid-Ära analysiert werden. Verschiedene Forscher haben darauf hingewiesen, dass die ‘digitale Gleichheit’ über das hinausgeht, was sie als die ‘Haves’ und die ‘Have-Nots’ bezeichnet haben. Angesichts der Tatsache, dass ‘digitales Redlining’ einen „absichtlichen Akt der ‘digitalen Ausgrenzung’” darstellt, was in Südafrika sehr wohl ein Problem ist (z. B. durch Vumatels marginalisierende WIFI-Netzoptionen), muss verstanden werden, dass eine ‘demokratische Beteiligung’ an Unternehmensentscheidungen, insbesondere im Hinblick auf solche Unternehmen, die wesentliche Dienstleistungen (z. B. Strom, Wasser, Internet) bereitstellen, eine Notwendigkeit ist, da Unternehmen die Leaders der Digitalisierung und der digitalen Zukunft der Welt geworden sind. Um auf Agné zurückzugreifen, ist die ‘Digitalisierung’ der Gesellschaft ‘ein Prozess, der bestimmte Ideen hervorbringt’. Ähnlich wie bei der nachhaltigen Entwicklung gilt die Digitalisierung als Eckpfeiler und Katalysator für eine inklusive Zukunft – für alle Arten, Lebewesen, die Umwelt, die Menschen usw.
Eine Herausforderung im Hinblick auf die Demokratisierung der Gesellschaft, die als fortgesetzter Prozess des politischen Gleichgewichts betrachtet werden könnte, besteht darin, die begleitenden Prozesse dessen, was auch immer als Hauptanliegen der Gesellschaft entsteht, zu erkennen. Es gilt zu verstehen, dass die ‘globale Demokratie’ ihre Grenzen hat, insbesondere solange sich Unternehmen am großen Narrativ (z. B. der nachhaltigen Entwicklung) orientieren und notwendige Teilprozesse selbst definieren. Wenn man heute von Demokratie spricht, erscheint es besonders wichtig zu analysieren, ob Nationalstaaten regionale Plattformen geschaffen haben, um einen Austausch zwischen Start-ups, kleinen und mittelständischen Unternehmen, der Zivilgesellschaft, Politikern und Gesetzgebern zu ermöglichen. Wie Mahaputra und Saputra in ihrem Artikel ‘Application of Business Ethics and Business Law on Economic Democracy that Impacts Business Sustainability’ aus dem Jahr 2021 anmerken, verpflichten sich nicht alle Unternehmen, bestimmte ethische Grundsätze einzuhalten. Um die ‘Wirtschaftsdemokratie’ voranzutreiben, könnten (wirksamere) Gesetze über Geschäftsabläufe erforderlich sein.
Obwohl die Forscher verschiedene interessante Ideen beisteuern, ist eine der wichtigsten Erkenntnisse aus ihrem Artikel die Aussage, dass „die Geschäftstätigkeit nicht von der Gemeinschaft getrennt werden kann, weil die Gemeinschaft eine Komponente ist, die das Unternehmen am Laufen hält”. ‘Doing Business’ wäre mit anderen Worten nicht möglich ohne die konsekutive Nachfrage, obwohl letztere nur ein Mechanismus ist, durch den eine Gemeinschaft am Erfolg eines bestimmten Unternehmens beteiligt wird. Die Einbeziehung einer Gemeinschaft in die Entwicklung einer Geschäftsstrategie, auch in späteren Phasen, um diese ständig zu aktualisieren, kann bestimmte Vorteile im Zusammenhang mit der Marketingstrategie eines Unternehmens mit sich bringen. Wie Lakshmi Narayanan in einem Blogartikel auf CallHub betont, ist „eine Community Engagement Strategy ein schrittweiser Plan, der detailliert beschreibt, wie eine Gemeinschaft in den sozialen Wandel einbezogen werden kann”. Im Gegensatz zum ‘Community Outreach’ zielt ‘Community Engagement’ auf den Aufbau einer langfristigen, kooperativen und inspirierenden Beziehung zwischen einer Gemeinschaft oder verschiedenen Gemeinschaften und einem Unternehmen ab.
Wie Narayanan zeigt, gibt es verschiedene Strategien, die Unternehmen anwenden können, um zu erleben, wie eine Gemeinschaft mit ihren Ideen, Dienstleistungen, ihrer Unternehmenskultur, ihren Mitarbeitern oder ihren Produkten interagiert, die alle zu Erkenntnissen beitragen können, die zur Förderung von Innovationen im kleinen und großen Maßstab genutzt werden können. Auch wenn Narayanan dies nicht hervorhebt, müssen Strategien zur Einbindung von Gemeinschaften wohl mit Blick auf lokale Kulturen und die Anliegen bestimmter Zielgruppen entwickelt werden. Und obwohl Community Engagement nicht dasselbe ist wie die Marktforschung, vor allem weil es sich weniger explizit auf die Erzielung analytischer Ergebnisse konzentriert und den Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit legt, gibt es einige Gemeinsamkeiten. Die eigentliche Frage lautet, wie können Unternehmen Foren schaffen, an denen die Gemeinschaften gerne teilnehmen?
Warum Leitlinien Zur Friedenssicherung Für Multinationale Und Ausländische Unternehmen Unverzichtbar Sind
Wie in einer Veröffentlichung der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) aus dem Jahr 2019 dargelegt, schaffen die Ziele für die nachhaltige Entwicklung (SDGs), und insbesondere die SDGs 8, 16 und 9, „eine Dynamik für inklusives Wachstum, die Schaffung von Arbeitsplätzen, menschenwürdige Arbeit und den Übergang zur Formalität als Kernkomponenten für die Konfliktprävention und die Erholung nach Konflikten”. Die Förderung der ‘menschenwürdigen Arbeit’ ist ein Ziel, um die problematische Beziehung zwischen Informalität (d. h. der informellen Wirtschaft) und Konflikten anzugehen. Wie in der eben genannten Veröffentlichung erläutert wird, sind sich die Forscher noch nicht einig darüber, ob die Informalität die Ursache für Konflikte ist oder umgekehrt oder ob eine wechselseitige Wirkung besteht. Eine der Hauptursachen für Konflikte ist jedoch „die Forderung der Gesellschaft nach Einbeziehung und Zugang zu Dienstleistungen, Ressourcen, Möglichkeiten, Rechten oder Identität”. Wenn ein Konflikt den täglichen Lebensunterhalt, wenn nicht sogar die Überlebensstrategien beeinträchtigt, und/oder wenn die Konfliktdynamik in gewisser Weise auch nach dem Konflikt weiterhin anhält, hat die Informalität nach Ansicht der IAO negative Auswirkungen auf „die Entwicklung nachhaltiger Unternehmen”.
Anstatt die finanzielle Eingliederung sowie ein produktives und florierendes Geschäftsumfeld zu fördern, wie die IAO betont, zähmt die Informalität das Potenzial von Unternehmern und schränkt ihre Fähigkeit ein, anderen Bürgern menschenwürdige (Arbeits-)Möglichkeiten zu bieten. Es lässt sich vermuten, dass dies zu einer Verstärkung von Protesten und Konflikten führen kann, insbesondere wenn mehrere Krisen aufeinander treffen und der Staat es versäumt, grundlegende Dienstleistungen bereitzustellen. Letzteres wird durch die jüngsten Proteste in Südafrika im Zusammenhang mit der Energieversorgung und Stromausfällen, der Inflation, den Lebensmittelpreisen, der Arbeitslosigkeit und der Abwesenheit von angemessenen Löhnen im Land deutlich. In Anbetracht der Fragilität der historischen und gegenwärtigen Lage Südafrikas könnte die Entwicklung von Leitlinien, insbesondere für ausländische Unternehmen, zur Stärkung des Friedens im Land unerlässlich sein.
Wie Jolyon Ford, Professor für Wirtschaft, Recht und Governance an der Australian National University (ANU), in der 2014 erschienenen Veröffentlichung ‘Engaging the private sector in post-conflict recovery: Perspectives for SADPA’ argumentiert, hat sich die öffentliche Politik in Südafrika darauf konzentriert, wie einheimische und ausländische Unternehmen „die Wiederbelebung der privaten Wirtschaftstätigkeit anziehen, anregen und unterstützen können und wie ein Geschäftsklima geschaffen werden kann, das Investitionen, Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen begünstigt”. Dies sind zwar relevante Zielvorgaben, aber die politischen Entscheidungsträger sollten sich auch expliziter damit befassen, wie in- und ausländische Neugründungen, KMU und Großunternehmen über die Förderung von wirtschaftlichem Wohlstand und Selbstversorgung hinaus zur Stärkung des Friedens in Südafrika und anderen afrikanischen Ländern beitragen können.
Wie Ford erklärt, könnte die Konzentration auf „wirtschaftliche Aspekte des Wiederaufbaus nach Konflikten” gegenüber den traditionellen Bemühungen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit und das verstärkte Interesse an der Förderung öffentlich-privater Partnerschaften mit einer gewissen Enttäuschung über die Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit an sich zusammenhängen. Anstatt weiterhin auf eine ‘neokoloniale Dynamiken der Entwicklungszusammenarbeit’ zu setzen, haben politische Entscheidungsträger ihre Hoffnung auf die potenziellen positiven Nebeneffekte der Handelsintegration durch die Afrikanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA) gesetzt. Wie in verschiedenen Beiträgen des Chaillot-Papiers ‘African Futures 2030’ aus dem Jahr 2021 erwähnt wird, sind „ [die] Sicherheit (Konflikte, Gewalt, Rüstung), [die] Nachhaltigkeit (Urbanisierung, Umwelt, Governance, Maritim) und [das] Wachstum (Digitalisierung, Arbeitsplätze, Energie)” Teil der ‘Freihandels-Architektur’ der AfCFTA, die ihre Auswirkungen sowohl verstärken als auch beschleunigen können und, wenn diese Ziele nicht beachtet werden, unwirksam machen können.
Während sich die AfCFTA in erster Linie auf die Förderung intraregionaler Handelsbeziehungen konzentriert, zielt sie auch auf die Förderung effektiverer Handelsbeziehungen mit Ländern außerhalb des afrikanischen Kontinents ab, die bald in der Lage sein werden, mit einem einzelnen afrikanischen Markt der AfCFTA zu interagieren. Dieser Kontext könnte für die Schaffung von Leitlinien für die Friedenssicherung auf der Ebene der Afrikanischen Union (AU) sprechen. Während die Errichtung der AfCFTA allgemein mit der Förderung „eines integrierten, wohlhabenden und friedlichen Afrikas” verbunden ist, will die AfCFTA generell nicht in die Friedens- und Sicherheitsangelegenheiten der afrikanischen Staaten eingreifen. In §27(c) des Abkommens zur Errichtung der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone heißt es, „[n]ichts in diesem Protokoll ist so auszulegen, dass: (c) ein Vertragsstaat daran gehindert wird, Maßnahmen in Erfüllung seiner Verpflichtungen aus der Charta der Vereinten Nationen zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit zu ergreifen”.
Und während sich dieser Absatz auf die Überschneidung von staatlicher Souveränität, Frieden und Sicherheit, und Handelsintegration konzentriert, könnten sich die vorgeschlagenen Leitlinien auf eine etwas andere Überschneidung konzentrieren, um der staatlichen Souveränität nicht in die Quere zu kommen, nämlich auf die Überschneidung von Friedenssicherung, Freihandel und Business. Während der genaue Inhalt solcher Leitlinien von zahlreichen Interessengruppen (d. h. lokalen Gemeinschaften, Unternehmen aller Größenordnungen, multinationalen und ausländischen Unternehmen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und NGOs, Branchenexperten und politischen Entscheidungsträgern) diskutiert werden müsste, sollte ein Aspekt nicht vernachlässigt werden, der Kampf der KMU in (Süd-)Afrika. KMU in Südafrika sind bereits mit einer Vielzahl von Hürden konfrontiert, wie z. B. dem Zugang zu Finanzmitteln, daraus resultierenden Cashflow-Problemen, dem Kampf mit einer ineffektiven Regierungspolitik und politischer Instabilität sowie dem mangelnden Zugang zu (unternehmerischer) Bildung und zu grundlegenden Ressourcen wie Energie.
Vor dem Hintergrund eines derart fragilen ‘Entstehungsumfelds’ sollten Leitlinien zur Förderung und Aufrechterhaltung des Friedens in Afrika durch geschäftliche Aktivitäten einheimische Unternehmen nicht in ihrer Fähigkeit einschränken, zu operieren und zu florieren. Während es unbestreitbar wichtig ist, dass einheimische und lokale Unternehmen auf den ‘nachhaltigen Geschäfts-Zug’ aufspringen, sollten ausländische und multinationale Unternehmen bei ihrer Ansiedlung in Afrika eine größere Verantwortung im Hinblick auf die Friedenssicherung tragen. Dabei geht es nicht darum, ausländische Unternehmen zu bestrafen, sondern zu überdenken, wie die ‘Entwicklungszusammenarbeit’ in einem Zeitalter des ständigen Wandels und der Fragilität aussehen könnte. Zivilgesellschaftliche Organisationen und NGOs sind nicht mehr die einzigen Akteure der Entwicklungsarbeit, und das nationale und internationale Recht ist ein Vehikel für den Wandel, das in den kommenden Jahrzehnten stärker auf die Geschäftswelt ausgerichtet werden muss.
Während das Recht die grundlegendsten sozialen Normen von verschiedenen Gesellschaften widerspiegelt, stehen die Aktivitäten der Unternehmen in Wechselwirkung mit den Entscheidungen der Bürger, da letztere nur von dem leben können, was ihnen zur Verfügung gestellt wird, unabhängig davon, ob sie sich am Gestaltungsprozess beteiligen oder nicht. Wie die PeaceNexus Foundation in einer Publikation aus dem Jahr 2019 unterstreicht, gibt es eine Reihe von bestehenden Standards für „Peacebuilding Business Criteria” (PBBC). Aber auch die PeaceNexus Foundation selbst hat einige Leitlinien aufgestellt, die festlegen, dass die Friedensförderung mehr ist als Compliance und ‘Do No Harm’. Nach dem Verständnis der PeaceNexus Foundation ist PBBC mit „innovativen sozialen Investitionen, Konsultation von Stakeholdern, politischem Dialog, Interessenvertretung und dem Aufbau von zivilgesellschaftlichen Institutionen, idealerweise durch gemeinsame Aktionen mit anderen Unternehmen” verbunden.
Nachdem die PeaceNexus Foundation ein Porträt eines vorbildlichen „Peacebuilding-Unternehmens” erstellt hat, argumentiert sie, dass: 1.) die Arbeitsbeziehungen von einer integrativen und konfliktsensiblen Einstellung sowie von der Rekrutierung vor Ort geprägt sein sollten; 2.) die Beschaffung die lokale Wirtschaft stärken und von einer Sorgfaltspflicht geprägt sein sollte; 3.) die Gemeinschaften für den Dialog konsultiert, durch Investitionen unterstützt und durch Beschwerdemechanismen entschädigt werden sollten; 4. ) die Unternehmensführung auf Rechenschaftspflicht beruhen sollte, wobei die friedensfördernde und konfliktsensible Führung sowie Transparenz in Bezug auf Zahlungen und Arbeitsverträge eine Rolle spielen; 5.) Produkte so konzipiert sein sollen, dass sie gefährdeten Bevölkerungsgruppen helfen, wobei Marketing-Bemühungen darauf abzielen sollten, eine „Pro-Friedens-Botschaft” zu vermitteln, und eine Sorgfaltspflicht gegenüber den Kunden vorhanden sein sollte; 6.) die Nutzung natürlicher Ressourcen (z. B. Wasser, Strom usw.) im Bewusstsein ihrer Verfügbarkeit für andere Parteien erfolgen sollte.
Während die PBBC-Leitlinien der PeaceNexus Foundation bereits betonen, dass die Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort nicht ausreicht, um den lokalen Gemeinschaften bei der Ansiedlung in Afrika etwas zurückzugeben, versäumen sie es wohl, die Grundsätze der Zusammenarbeit zwischen ausländischen und multinationalen Unternehmen, lokalen Gemeinschaften, Regierungen und Unternehmen sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen und NRO zu betonen. Zwar heißt es in den Leitlinien, dass Unternehmen „bei Meinungsverschiedenheiten den Dialog zwischen der Regierung und den Gemeinschaften erleichtern” sollten, doch sollte präzisiert werden, auf welcher Grundlage dies geschieht, wie häufig dies geschieht und ob es notwendig ist, Unternehmensvertreter zu schulen, um den Dialog mit den Gemeinschaften zu erleichtern. Während (multinationale) Unternehmen unbestreitbar in interne, d. h. organisatorische, Diversity und Inclusion (D&I) investieren, sollten sie auch Anstrengungen unternehmen, um ein integratives Kundenerlebnis zu fördern.
Beim Unternehmertum geht es um mehr als den Verkauf eines Produkts oder einer Dienstleistung. ‘Doing Business’ ist eine Möglichkeit, die Demokratie zu stärken oder zu schwächen, ganz im Sinne von Agné, der die Demokratie als „die Gestaltung des menschlichen Lebens” beschrieben hat. Dabei ist ‘Shaping Democracy’ kein Prozess, sondern stellt eine Summe individueller und kollektiver Handlungen verschiedener Akteure dar, die sich für bestimmte „ideenbildende Prozesse” und „unverbindliche Normen” einsetzen. Während das ‘friedens- und demokratie-freundliches Wirtschaften’ eher eine unverbindliche Norm als einen Prozess wie die ‘nachhaltige Entwicklung’ darstellen mag, was sie anfälliger für Diskussionen macht, scheint es, dass unverbindliche Normen mit der Zeit und mit der Unterstützung verschiedener Bevölkerungsgruppen, Kunden und/oder Interessengruppen in Prozesse umgewandelt werden, die eine allgemeinere Unterstützung finden. Unternehmen könnten diese Umwandlung von unverbindlichen Normen in Trends wohl beschleunigen, indem sie sich um einen integrativeren Produkt-/Dienstleistungs-Entwicklungsprozess in Interaktion mit lokalen Gemeinschaften bemühen.
Während in Ermangelung von Alternativen bestimmte Produkte und Dienstleistungen weiterhin auf afrikanischen Märkten verkauft werden können, kann die ständige Aktualisierung von Innovationen, die von den Rückmeldungen und Entwicklungen (in) der Gemeinschaften beeinflusst werden, dazu beitragen, gesellschaftliche Missstände und Ungleichheiten auszugleichen. Anstatt scheinbar ‘universelle’ Lösungen zu skalieren und sie ein wenig an die afrikanischen Märkte anzupassen, sollten sich ausländische Unternehmen bemühen, ihre Produkte und Dienstleistungen vollends an die lokalen Bedürfnisse anzupassen und vermeiden, ähnliche Lösungen anzubieten, die lokale Unternehmen bereits auf den Markt gebracht haben. Ausländische Unternehmen sollten versuchen Innovationslücken zu schließen und sich nicht scheuen, afrikanischen KMU wirksame B2B-Lösungen anzubieten. Darüber hinaus könnte diskutiert werden, ob sich ausländische Unternehmen auch an der Aktualisierung lokaler Nachrichten beteiligen sollten. Insbesondere dort, wo es ausländischen Unternehmen gut gelingt mit lokalen Gemeinschaften über Themen an der Schnittstelle von Politik, lokalen Rechten und Wirtschaft zu kommunizieren, könnte ihre Rolle als ‘Vermittler’ zwischen der Regierung, verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und der lokalen Bevölkerung auch die Verantwortung für die Bekämpfung der Verbreitung von Fake News direkter einschließen.
Centurion Plus
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