Die Entwicklungszusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf die öffentliche Verwaltung, sondern hat auch einen wichtigen Einfluss auf die Privatwirtschaft im In- und Ausland. Die Schaffung gegenseitigen Nutzens ist dabei wohl eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit im Hinblick auf eine gerechtere Welt. Die Initiative DeveloPPP der Bundesregierung, der KfW DEG und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat bisher 2400 erfolgreiche Entwicklungspartnerschaften weltweit unterstützt. Das neuere Programm DeveloPPP Ventures, welches kürzlich gestartet wurde, konzentriert sich auf Start-ups und wird in diesem Artikel vorgestellt, wodurch ebenso erörtert wird wie deutsch-afrikanische Start-ups beim nächsten Call mitmachen können!
DeveloPPP Ventures auf einen Blick
DeveloPPP Ventures ist eine Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) der KfW DEG und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Im Rahmen eines Matching-Funds Modells unterstützt das BMZ Start-ups mit bis zu €100.000, deren Geschäftsmodell geeignet ist einen hohen Impact in einer aufstrebenden oder sich entwickelnden Volkswirtschaft zu erzielen, insofern die Gründungsphase erfolgreich abgeschlossen wurde.
Während das Projekt in Kenia im Jahr 2021 offiziell gestartet wurde und die erste Antragsrunde vom 26. Mai bis 15. July 2021 offen war, wird DeveloPPP Ventures zukünftig auch in OECD/DAC-Mitgliedsländern neu gestartet, während die nächste Bewerbungsrunde bereits Ende 2021 stattfinden wird. Etwas präziser, können Bewerbungen für den zweiten Call dabei vom 15. November bis 31. Dezember 2021 eingereicht werden. Weitere Informationen zum Bewerbungsverfahren stehen online bereit.
Zumal erfolgreiche Antragsteller bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung Erstattungsfonds in Höhe der Zuschussfinanzierung in Form einer Barkapitalzuführung sicherstellen müssen, wobei mindestens die Hälfte dieser Summe als frisches Eigenkapital zugeführt werden muss, ist die Vorbereitung von Start-ups für das erfolgreiche Bestehen vom “Ideenwettbewerb”, dem Pitch vor dem DEG-Investitionsausschuss und der abschließenden Due-Diligence-Prüfung entscheidend für die Teilnahme am DeveloPPP Ventures Programm. Die folgenden Kriterien und Empfehlungen können helfen, sich einen besseren Überblick zu verschaffen und zu prüfen, ob das DeveloPPP Ventures Programm etwas für Ihr Start-up wäre!
Projektanforderungen und Ziele
Formale Voraussetzungen für eine Teilnahme am DeveloPPP Ventures-Programm sehen vor, dass Ihr Start-up:
- in Privateigentum und profitorientiert ist
- einen tragfähigen Business- und Finanzplan hat
- einen ersten Jahresabschluss vorweist
- weitere Geldgeber von seinem Geschäftsmodell überzeugt
- über hohes Wachstumspotenzial verfügt und den Break-Even innerhalb von maximal drei Jahren erreicht
- im Zielland registriert ist oder plant sich vor der Kofinanzierungs-Prüfung zu registrieren
- über ein Geschäftsmodell mit hoher Entwicklungswirksamkeit und Skalierbarkeit verfügt
- einen Businessplan hat, der zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) beiträgt
Darüber hinaus könnte der Erfolg Ihrer Bewerbung ansteigen, insofern Ihr Unternehmen berücksichtigt, dass sich die Programmziele von DeveloPPP Ventures darauf beziehen Folgende Prozesse anzukurbeln:
- nachhaltige und langfristige Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern
- die Förderung unternehmerischer Projekte mit entwicklungspolitischem Blickwinkel
- innovative Geschäftsideen die einen sozialen und/oder ökologischen Impact liefern können
- die Erweiterung bestehender und den Aufbau von lokalen Geschäftstätigkeiten, Produktion etc. durch die Bereitstellung von technischem und betrieblichem Know-how für lokale Mitarbeiter
- die Etablierung von Kooperationen zwischen privaten und öffentlichen Partnern zur Förderung langfristiger Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern
Inspiration aus einem Pilotprojekt
Oftmals ist es um eine innovative Idee zu bekommen relevant, sich von anderen Projekten inspirieren zu lassen! Vor allem, wenn im Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit die Schaffung von gegenseitigem Nutzen mit dem Lernen aus verschiedenen Arten von Wissen und Erfahrungen verbunden ist. Das untenstehende Projekt ist nicht nur die erste Erfolgsgeschichte aus Kenia, sondern auch ein inspirierendes Pilotprojekt in Bereichen wie der Digitalisierung, FinTech und urbaner Mobilität.
Data Integrated Limited (DIL): Digital Management & Öffentlicher Verkehr in Kenia
Data Integrated Limited (DIL) wurde 2012 gegründet und ist ein kenianisches Familien- und Fintech-Unternehmen, das kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) in Afrika Finanzlösungen anbietet. DIL träumt davon, Automationsprobleme anzugehen, mit denen KMUs in Afrika konfrontiert sind, und hat sich zum Motto gesetzt, “die Straße mit der Hochfinanz” zu verbinden. Aufbauend auf Expertise und Erfahrung auf afrikanischen Märkten will DIL die Korruption im öffentlichen Personennahverkehr bekämpfen, indem das Start-up ein digitales Zahlungssystem zur Kontrolle des Ticketverkaufs einführt.
Darüber hinaus strebt DIL die Installation eines Videoüberwachungssystems an, um die Bewegungen im öffentlichen Verkehr zu verfolgen. Die beiden letztgenannten Ziele beziehen sich auf das umfassendere Narrativ, den Zugang zu bestimmten Bushaltestellen zu gewährleisten und die Busrouten zu optimieren. Mary Mwangi, CEO von DIL, betont laut DeveloPPP Ventures: “Mit unserer Innovation haben wir dazu beigetragen, den öffentlichen Verkehr in Kenia effizienter und zuverlässiger zu machen, was allen zugute kommt – den Busbetreibern ebenso wie den Fahrgästen.”
Angesichts der Tatsache, dass Mary Mwangi und das Start-up DIL darüber hinaus ein Vorbild für junge afrikanische Frauen sind, die sich für die Existenzgründung und den Einstieg in die Geschäftswelt entscheiden, während sie Wert darauf legen, dass afrikanische Länder in ihrer Kapazität gestärkt werden ihre komparativen Vorteile, ihr Wissen und ihre Infrastrukturen weiter ausbauen können, trägt das DIL-Projekt zu einer Reihe von SGDs bei. Dazu zählen beispielsweise die Gleichstellung der Geschlechter, das Fördern von nachhaltigen Städten und Gemeinden sowie den Ausbau von Industrie, Innovation und Infrastruktur. Abhängig von den konkreten Strategien von DIL und unter Berücksichtigung der lokalen Lage in Kenia, könnte das Unternehmen indirekt auch auf andere Herausforderungen im Zusammenhang mit der menschenwürdigen Arbeit, dem Abbau von Ungleichheiten und dem Wirtschaftswachstum eingehen.
Zusammengefasst bedeutet letzteres, dass eine bessere Verkehrsplanung sowohl soziale und ökologische Auswirkungen als auch einen positiven Einfluss auf die öffentliche Gesundheit und die Zugänglichkeit zu verschiedenen gesellschaftlichen Sektoren wie der Beschäftigung haben kann. Zumal der Verkehr in Nairobi sowohl als chaotisch beschrieben wird, da sich die Fahrzeugflotte alle acht Jahre verdoppelt hat und stark zur Luftverschmutzung beiträgt, als auch nach einem kürzlichen Vorfall, bei dem Nelly Waithera, die Tochter des stellvertretenden Generalinspekteurs der Polizei, durch einen privaten Kleinbus getötet wurde, könnte DIL eine der dringendsten Herausforderungen bewältigen.
Perspektiven für deutsch-afrikanische Start-ups in Afrika
Da das letztgenannte Projekt das Potenzial hat deutsch-afrikanischen Start-ups, die sich für das DeveloPPP Ventures-Programm interessieren, eine große Inspiration zu geben, könnten die folgenden gewonnenen Erkenntnisse hilfreich sein um zu prüfen, ob und wie sich Ihr Unternehmen für die nächste Finanzierungsrunde bewerben sollte und wie Sie sich darauf vorbereiten können noch innovativer und attraktiver im Wettbewerb zu werden!
Unsere Empfehlungen beinhalten, dass Ihr Unternehmen Folgendes vor einer Bewerbung sicherstellen sollte. Nämlich, dass Sie:
- eine gründliche Recherche in Bezug auf den lokalen Kontext in Ihrem Zielland durchgeführt haben, um eine Vielzahl lokaler Herausforderungen sowohl direkt als auch indirekt angehen zu können
- sich nicht nur im Zielland registriert haben, sondern auch wertvolle lokale Verbindungen oder ein lokales Netzwerk mit Spezialisten aus unterschiedlichen Sektoren aufgebaut haben
- beziehungsweise Ihr Unternehmen unter anderem aus lokalen Experten und Muttersprachlern Ihres Ziellandes besteht
- beziehungsweise Ihr Unternehmen divers und integrativ sind, womit Sie als Vorbild für Ihre vorgeschlagene Initiative vorangehen
- die Überbrückung von Wissens- und Kompetenzlücken mit Ihrem Projekt anstreben
- beziehungsweise Ihr Projekt über Skalierbarkeit und Expertise mit Bezug auf Ihr angebotenes Produkt bzw. Ihre angebotene Dienstleistung verfügen, was sich in bereits realisierten Projekten widerspiegelt
Die letztgenannten Vorschläge implizieren grob, dass das Streben nach einem Scale-up im Rahmen des DeveloPPP Ventures-Programms eine interessante Chance für deutsch-afrikanische Start-ups ist, die sich langfristig auf dem afrikanischen Markt etablieren möchten. Darüber hinaus könnte es eine Chance für deutsche Start-ups in Afrika sein, die ihre Flotte diversifizieren und ihre Produktion/Dienstleistungen auslagern wollen, um einen Beitrag zur Entwicklung in afrikanischen Gesellschaften und Schwellenländern zu leisten. Für deutsche Start-ups, die bestimmte Produkte ohne langfristige Perspektive für die Entwicklung von lokalem Know-how, lokalen Inhalten und/oder lokaler Produktion exportieren möchten, ist eine Bewerbung für das DeveloPPP Ventures-Programm möglicherweise nicht die ideale Lösung.
Centurion Plus
Egal, ob Sie ein deutsches, afrikanisches oder deutsch-afrikanisches Start-up sind und sich bei Ihrer Bewerbung für das DeveloPPP Ventures-Programm beraten lassen möchten, unser Team von Rechtsexperten verfügt über ein breites Netzwerk, regionales Expertise und unterstützt Sie rechtlich und bei der Unternehmensberatung. Unser Wissen schließt Lücken über verschiedene afrikanische Jurisdiktionen hinweg, gerne können wir Ihr Team aber auch alternativ bei Fragen zur Investorensuche unterstützen. Wenn Sie ein Start-up sind, das zukünftig die Kriterien für das DeveloPPP Ventures-Programm oder ein ähnliches Programm erfüllen will, können wir Sie auch in der Anfangsphase einer Start-up-Gründung in Afrika bei Fragen rund um Themen wie Immigration, Steuern, IP-Recht, Standortwechsel oder Geschäftsausweitung beraten.
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